Zambia - Im Land der Fahrräder und Buschfeuer - Teil III

LOWER ZAMBEZI

NATIONAL PARK 

 

 Der dritte und letzte Teil im Land der Fahrräder und Buschfeuer führt uns in den Lower Zambezi National Park und - soviel sei schon verraten - wird für uns zu einem Highlight und somit auch zu einem sehr versöhnlichen Abschluss unserer nicht immer so einfach wie vorgestellten Zambia-Reise. Der Entscheid zum Besuch des Parks treffen wir auch entsprechend sehr flexibel und kurzfristig dank einigen wertvollen Tipps.

In Lusaka teilen uns nämlich zwei andere Reisende mit, dass sich der Lower Zambezi NP  wirklich nicht für Self-Drive einigen würde. Zwei Stunden Anfahrt vom Campingplatz ausserhalb des Parks bis ins attraktive Game Drive Gebiet, keine Campingmöglichkeiten innerhalb vom Park, wenig bis keine Beschilderung und Informationen und 50$ pro Person pro Tag plus Fahrzeug-Gebühr als Eintritt machen klar: Hier möchte man keine Self-Drive-Gäste (noch weniger als sonst schon in Zambia). Umgekehrt schwärmten sie dafür vom Gebiet, den Game Drives und den Erlebnissen (v.A. auch mit dem Kanu). Gemeinsam mit dem Tipp für ein besonders gutes Angebot einer Lodge, welches sich noch mehr oder weniger in unserem Budget befindet, sind wir guten Mutes doch noch etwas passendes zu finden. Bislang kam für uns in diesem Park eine Lodge-Unterkunft nicht in Frage, weil die Listenpreise ab 700$ aufwärts (pro Person/Nacht) beginnen und meist im vierstelligen Bereich sind. Wir fragen uns entsprechend durch und erhalten dabei sehr kurzfristig (ein Tag vor Ankunft) nach einigem Verhandeln doch noch etwas passendes in der Anabezi Lodge im östlichen Bereich des Parks.

Ein weiterer Tipp, den wir erhielten war, dass wir auf keinen Fall den weiten Umweg via Lusaka über das Hauptgate machen (>500km Fahrt), sondern über das nicht beschilderte Ost-Gate in den Park fahren sollen - der Weg sei eine 4x4-Strecke, aber machbar und vor allem viel kürzer. Da dieses Gate auf keiner Karte eingezeichnet und der Weg nirgendwo beschrieben ist (im Hupe-Reiseführer als "Anti-Poaching Track" bezeichnet) sind wir zwar ein wenig skeptisch, aber trauen uns das durchaus zu. Dies vor allem auch in Anbetracht der Tatsache, dass es das andere Paar in ihrem blitzblanken und unversehrten Landrover dort vor wenigen Tagen durchgeschafft hat - das wird Henry auch können!

Wir fahren also vom Bridge Camp weiter südlich Richtung Zambezi und erfahren auch noch, weshalb entlang dieser Strasse, welche ins Nirgendwo führt und keine Weiterfahrt nach Zimbabwe oder Mozambique ermöglicht, soviel Verkehr war in der letzten Nacht: An einem Checkpoint erzählt man uns, dass im nächsten Ort heute eine grosse Zeremonie stattfinden wird, bei der sogar der Zambische Vizepräsident anwesend sein wird. Wir werden herzlich eingeladen doch auch vorbeizuschauen, aber da ja eine Lodge auf uns wartet müssen wir leider passen. Es muss aber definitiv etwas grosses und wichtiges sein, denn bereits kurz nach Sonnenaufgang strömen hunderte von Menschen entlang der Strasse in den Ort. Wir fahren weiter bis zum Abzweiger zum Nationalpark, zuerst für 15km durch einen kleinen, kaum befahrenen Hinterhof-Weg entlang von Rundhütten, Feldern und Dornen-Savanne. Am einsamen Gate resp. Anti-Poaching-Posten angekommen werden wir begrüsst und ein wenig verwundert aber freundlich durchgelassen - bei Erwähnung der Lodge-Buchung ist kein Formular auszufüllen, keine Gebühr zu bezahlen, damit hätten wir dann doch nicht gerechnet. Gemäss Registration-Book sind hier seit August knapp ein dutzend Fahrzeuge und Touristen durchgekommen, das letzte vor fünf Tagen - ob das ein gutes Zeichen ist? Immerhin scheint es eine fahrbare Strecke zu sein.

Wir stellen fest, dass die Strecke effektiv nicht viel mehr als ein Bushtrack ist, Dornenbüsche kratzen von allen Seiten am Auto, andere frische Fahrzeugspuren gibt es keine und 4x4 inklusive Low Range benötigen wir hier effektiv an einigen Stellen. Für die ersten 60km benötigen wir rund drei Stunden über sehr steinige Wege, 100km sind es insgesamt etwa bis zur Lodge. Tiere sehen wir keine, es ist alles extrem trocken und das Aussenthermometer zeigt vor 10 Uhr auch schon deutlich über 30°C an. Wenig später steigt es sogar auf gut 45°C an, was allerdings nicht an der Lufttemperatur liegt, sondern an den Busch- und Waldbränden, die entweder noch am lodern sind oder kürzlich hier alles niedergebrannt haben. Spätestens als ein noch brennender Baum umgekippt auf der Strasse uns den Weg versperrt wird es aber knifflig: Wir müssen Offroad einen möglichen Weg durch den Busch und Wald finden, ohne dabei über glühende oder brennende Bäume zu fahren. Ganz wohl ist uns dabei nicht. Anika sieht uns schon den ganzen Weg wieder zurückfahren, aber nach einigem Ablaufen und Anschauen der Landschaft finden wir über Feuer, Stock und Stein zurück auf die Strasse. Das ganze Spiel wiederholt sich noch drei weitere Male bis wir endlich tiefer in der Zambezi-Ebene ankommen, wo es das Feuer noch nicht hin geschafft hat.

Weitere anderthalb Stunden später kommen wir dann endlich bei der Anabezi Lodge an, waschen uns die Asche aus dem Gesicht und staunen erstmals über die grossartige Lodge-Anlage und die Aussicht über den Zambezi: Dafür hat sich die Mühe definitiv gelohnt!

Wir erhalten ein Zelt oder gefühlt eher eine riesige Beduinen-Wohnung mit wunderschönem Blick auf die verschiedensten tierischen Besucher am bewaldeten Flussufer. Gleich von Beginn an werden wir auch kulinarisch verwöhnt: Hier schmeckt uns alles prima und zu Essen gibt es wie so oft in Lodges reichlich. 

Auch in Sachen Aktivitäten werden wir verwöhnt: Unser bei der Buchung getätigte Wunsch einer Kanu-Safari wird sogleich erwähnt und wir werden gefragt, ob wir dies gleich am ersten Abend machen wollen. Wir sagen selbstverständlich Ja und später am Nachmittag gondeln wir beide mit je einem Kanu und Guide gemütlich den Fluss entlang. Elefanten, Hippos, Waterbucks, Krokodilen und vielen Vögeln begegnen wir aus einer ungewohnten Perspektive, total entspannt und ruhig. Es erinnert uns sehr an das Okavango Delta, allerdings gibt es hier am Zambezi deutlich mehr Tiere. Und als wäre die Kanufahrt nicht schon grossartig genug gewesen, wird uns im Anschluss gleich noch ein Night Drive angeboten, den wir ebenfalls willkommen annehmen.

Und selten war auf einem Night Drive soviel los wie hier: Wir sichten Schakale, danach einen Leoparden und bald darauf noch einen zweiten. Als wir den Leoparden weiter verfolgen kommt (ganz kurz) ein Stachelschwein zum Vorschein und anschliessend können wir noch eine Civet aus geringer Distanz beobachten. Wir kommen aus dem Staunen kaum raus, sind wir doch dafür nur wenige hundert Meter weit gefahren. Unser Guide scheint zwar zufrieden, ist aber nicht weiter überrascht, das scheint hier also fast normal zu sein. Wir geniessen das Abendessen und gehen früh ins Bett. Ein weiterer langer und ereignisreicher Tag in Zambia geht zuende.

Bei der Gestaltung der Morgenaktivität stellen wir zwei Dinge fest: Erstens die Tatsache, dass (aus für uns nicht ganz so nachvollziehbaren Gründen) in Zambia die Gäste nicht so früh geweckt werden wie wir sonst gewohnt sind ("wake-up call at 05:30-6am"), es anschliessend ein grosses warmes Frühstück gibt und man erst danach auf Game Drive (ca. 06:30-7:00 Uhr) geht. Was erstmal gut klingt - man erhält mehr Schlaf - ist für uns als Safari-Fans weniger nachvollziehbar. Einerseits ist der Sonnenaufgang irgendwann nach 5 Uhr und es sind hauptsächlich die Dämmerungszeiten morgens und abends, zu welchen vor allem Raubtiere am aktivsten zu sehen sind. Andererseits wird es gerade hier im Zambezi Valley zu dieser Jahreszeit tagsüber recht heiss und ab 9 Uhr sind es bereits deutlich über 30°C mit der heftig aufheizenden Sonne, so dass nicht nur Menschen sondern auch Tiere eher die Ruhe am Schatten suchen. Wir sind uns diesen späteren Rhythmus aus dem sonstigen südlichen Afrika nicht gewohnt und können auch so kurz nach dem Aufstehen kein solches Frühstück vertragen. 

Deshalb ist die erfreuliche zweite Feststellung diejenige, dass uns in Anabezi jeder Wunsch gewährt wird: Wir möchten bereits um 5 Uhr aufstehen, um 05:30 auf Safari und dafür früher ins Camp zurück, um anschliessend zu frühstücken - alles kein Problem. Wir werden ein wenig skeptisch beäugt und es wird beiläufig erwähnt, dass der Nationalpark "eigentlich erst um 6 Uhr öffnet", aber wir seien ja eh schon mittendrin und es würde niemand kontrollieren, also sei es schon okay. Wir geniessen deshalb in aller Frühe die Ruhe und den Park für uns alleine, unser Guide führt uns durch zauberhafte Ana Tree (Winter Thorn)-Landschaft in der die Morgensonne, die Seitenkanäle des Zambezi und die vielen Antilopen, Elefanten und sonstigen Tiere eine magische Atmosphäre erzeugen. Wir haben schon einige Orte auf Safari erleben dürfen, aber die Region hier ist ein wirklich einzigartiges Highlight. Wir geniessen es sogar so sehr, dass wir ohne grosses Überlegen ablehnen, als uns der Guide mitteilt, dass andere Guides Löwen bei einem Büffel-Kill gesehen hätten, der zwar etwas weiter weg, aber in machbarer Distanz wäre. Wir brauchen hier keine Ferrari-Safari und bei diesen heissen Temperaturen stehen die Chancen gut, die Löwen zu einem späteren Zeitpunkt noch am gleichen Ort vorzufinden, weil sie kaum weite Wege gehen werden solange sie nicht müssen. Und wir stehen gerade mal wieder neben einem Leoparden, als wir nach Löwen gefragt werden - als ob wir eine Leopardensichtung deswegen aufgeben würden, niemals ;)

Wir geniessen zurück im Camp unser exklusives und ausgesprochen leckeres Frühstück, organisieren uns noch je eine Massage über den Mittag und geniessen die schöne Unterkunft, sei es im eigenen Plunge-Pool, unter der Aussendusche, auf der Terrasse oder dösend im Bett. Nicht selten laufen Elefanten und verschiedenste Antilopen direkt vor den Zimmern vorbei und auch die Vogelvielfalt ist grossartig hier am Fluss.

Nachdem uns das Kanufahren so gut gefallen hat, versuchen wir es am Abend mit einer etwas längeren Motorboot-Fahrt. Die ist zwar auch schön und wir haben einige tolle Sichtungen von flussüberquerenden Elefanten oder Krokodilen in nächster Nähe, aber es kommt nicht an das Kanu-Erlebnis heran.

Am letzten Vormittag ist nochmals Game Drive angesagt, wir fahren im gemächlichen Tempo zum Ort wo die Löwen am Vortag mit ihrem Kill waren und sehen sie tatsächlich immer noch vor Ort, inklusive ein paar Geiern und einem Streifenschakal, welche auf ihren Moment warten.

Nebst vielen Elefanten sind auch dieses Mal wieder Leopardensichtungen angesagt, ein Weibchen hat sich wunderschön auf einem Baum platziert. Beeindruckt ab dieser Vielzahl fragen wir den Guide, ob das denn normal sei und er lacht nur: Wenn er Gäste sagen höre, sie würden gerne Leoparden sehen, dann könne er befreit aufatmen, das sei gar kein Problem. Sie hätten in dieser kleinen Region hier aktuell etwa 14 Leoparden und man müsse an gewissen Stellen nur gut die Augen aufhalten, dann könnte man schnell einen entdecken (was wir bestätigen können, nach 5 Leopardensichtungen auf drei Drives ohne jegliches Tracking). Löwen seien hier schwieriger und nicht immer zu finden, deshalb könnten wir uns glücklich schätzen. Wir schmunzeln zufrieden und bewundern diesen Ort einmal mehr, uns gefallen die Leopardensichtungen definitiv besser als die meist dösenden Löwen!

Zurück in der Lodge erhalten wir unser Frühstück und dürfen nachdem wir unsere Zimmer geräumt haben sogar noch bis zum Lunch bleiben - das machen wir natürlich gerne. Danach geht es aber weiter durch den Zambezi National Park, tags darauf möchten wir den Grenzübertritt nach Zimbabwe in Angriff nehmen und haben davor ein wenig Respekt (siehe Erlebnisse 2017). Auf der Main Road raus in den Park sehen wir erneut die Löwen, fahren aber sonst meist ein paar Kilometer landeinwärts abseits vom Fluss und es ist nur schwer vorstellbar, wie paradiesisch es in Flussnähe doch ist. Ohne Guide oder Ortskenntnisse sieht man in diesem Park wohl eher wenig. Nach gut zwei Stunden sind wir am Parkausgang, es fragt uns niemand nach einem Permit oder ähnlichem, wir werden nach einem kurzen Gespräch freundlich durchgewunken.

Es gilt noch eine ordentliche, etwa reifentiefe Flussdurchfahrt beim Chongwe River zu überstehen und dann geht es nochmals für eine Stunde über sehr raue Wege bis wir an dem ersten Campingplatz in der Nähe des Nationalparks entlang kommen. Wir fahren nochmals ein gutes Stück weiter, da uns die nähere Mvuu Lodge (mit ca. 60$ für eine Campingnacht) viel zu teuer ist und kommen dafür im Woods Camp unter – was für ein wunderschöner Ort und das direkt am Zambezi-Ufer. Wir haben den Campingplatz für uns allein und geniessen den Abend am Lagerfeuer. Auch die Elefanten, vor denen wir gewarnt wurden, kommen nachts direkt am Auto vorbei und sind morgens nur wenige Meter hinter Henry am Fressen.

Wir starten früh in den nächsten Tag, da wir früh am Grenzübergang von Chirundu sein möchten. Die Fahrt bis dorthin ist weiterhin recht holperig (im Schnitt ca. 30-40km/h möglich) und der Idee des «früh am Grenzübergang sein» wird beim Tanken in Chirundu ein Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem wir extra gefragt haben, ob eine Zahlung per Kreditkarte an der Tankstelle möglich sei und dies bejaht wurde, gebe ich gefühlt 10mal meinen Pincode von verschiedenen Kreditkarten ein, nur um dann ein «offline, no connection available» vom Lesegerät zu erhalten. Nach einem hin und her willigen wir ein, beim lokalen ATM nochmals Geld abzuheben und bar zu bezahlen. Die ganze dauert mindestens 45min länger als geplant und wir sind schon ein wenig genervt. Erst recht als sich einige Tage später herausstellt, dass die Zahlung von der Kreditkarte doch abgebucht wurde! Zum Glück habe ich daran gedacht, noch explizit eine (handgeschriebene) Quittung für die Barzahlung zu verlangen, weshalb mir nach einer Reklamation dann wenig später (wortlos) der Betrag zurückerstattet wird.

Nicht ganz so entspannt wie gehofft startet bereits an der Tankstelle auch der Grenzübertritt nach Zimbabwe, als sich ein «Helper» aufdrängt uns bei den Grenzformalitäten zu unterstützen. Aber dazu mehr im nächsten Blogartikel zu Zimbabwe!

Wir verlassen Zambia mit einem insgesamt doch noch positiven Fazit. Die Reise wurde zwar ein wenig anders als ursprünglich geplant und auch ein wenig kürzer, aber wir durften definitiv viele großartige Erlebnisse und auch einige andere Eindrücke als sonst im südlichen Afrika von hier mitnehmen. Das Safari-technische Highlight am Ende mit dem Lower Zambezi NP hat dann auch den Schnitt und das Gesamtfazit der Nationalparks wieder deutlich angehoben. Uns ist aber auch klar geworden: Safari in Zambia ist deutlich erschwerter und vor allem viel teurer als zum Beispiel in Südafrika und man sieht nicht unbedingt mehr – dafür ist alles eine Spur exklusiver und auch in der High Season fühlt es sich definitiv nicht voll an.

Wir freuen uns nun aber erstmal auf unsere Rückkehr nach Zimbabwe und sind gespannt, wie der Zambezi von der anderen Seite aussieht ;)

 

Liebe Grüsse,

Flo

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