Via Botswana zum Mosi Oa Tunya - dem donnernden Rauch

In wenigen Tagen von Johannesburg bis zu den Victoria Falls (Mosi Oa Tunya oder eben: Rauch, der donnert) auf der zambischen Seite, das ist unser Plan für die erste grössere Reise mit Henry auf unseren Honeymonths. Trotz dem langen Weg möchten wir das eine oder andere Highlight mitnehmen und zum Beispiel die Salzpfannen der Makgadikgadi / Sua Pan besuchen, was uns 2017 wegen des vielen Regens verwehrt blieb. Ebenfalls verpasst haben wir damals die Flussfahrt auf dem Chobe River, was wir in Kasane auch noch nachholen möchten, bevor es über die neue Brücke von Kazungula nach Zambia gehen soll.

Soviel zumindest unser Plan, während wir uns in Johannesburg mit Vorräten eindecken. Fleisch mit Vorsicht (Süd->Nord ist im Normalfall durch Botswana kein Problem, aber ein kürzlicher Ausbruch der Maul-und-Klauenseuche könnte das erschweren). Ansonsten wichtig bei uns: Ausreichend kühle Getränke, Reis, gute Pasta, Pesto-Sauce, Gewürze, Biltong & Chilisticks, Käse (Gruyère), Mango-Orangensaft und ein paar Babybel & Good Morning Breakfast-Cookies.

Nach Abfahrt in Joburg am frühen Morgen erreichen den ersten Stopp am Nachmittag, es ist das Moriti Bush Camp direkt am Limpopo kurz vor dem Grenzübergang nach Botswana bei Groblersbridge/Martins Drift.

Während die Anfahrt durch das Farmgelände (die Owner betreiben den Campsite nur nebenbei) noch ein wenig ungewöhnlich ist, so sind wir beim Ankunft unserer (privaten) Nyala-Campsite absolut beeindruckt: Das ist übereinstimmend wohl einer der schönsten Campingplätze, auf dem wir bisher waren. Von mehreren (!) schönen Dusch-WC-Blocks über eine Küche mit Kühlschrank und Elektroherdplatte bis hin zu wunderschöner Beleuchtung durch die hängenden Lampen im Baum direkt über dem Hauptbereich und nicht zu vergessen den direkten Limpopo-Blick inkl. den ersten tierischen Besuchern - herrlich!

Wir richten uns ein, machen es uns gemütlich und bevor wir zum Grillieren übergehen, gönnen wir uns ein paar Snacks nach der langen Fahrt. Es wäre wohl ein grossartiger Aufenthalt geworden, wäre Anika nicht sehr plötzlich von Übelkeit und Schwindel befallen worden. Ein kurzes Hinlegen half leider nicht und für die nächsten gut 24 Stunden wird Anika von Brechreiz und Durchfall durchgeschüttelt. Die Medikamente, welche Adele (die Ownerin) uns kurzfristig abends noch bringt, helfen Anika leider nur bedingt durch die Nacht (aber Ani schafft es trotz allem, Henry weitgehend zu verschonen wofür ich und er ihr sehr dankbar sind!). Es ist fast Mitternacht, als der Brechreiz langsam abnimmt, mit Hilfe von Wärmflasche & Lagerfeuer die Augen zufallen und wir vollkommen erschöpft einschlafen.

Das Stehen und Warten in der Hitze am Grenzübergang nach Botswana am nächsten Tag ist eine Qual, auch wenn es zum Glück keine 45 Minuten dauert. Anika wird bleich und bleicher, aber reisst sich zusammen, so dass der erste Akt in Botswana fünf Sekunden nach dem letzten Stempel ein Gruss von Südafrika aus dem Magen ist. Aufgrund Anika's Verfassung beschliessen wir, die Fahrt nach Kukonje Island in Botswana, wo wir eigentlich Campen wollten, sein zu lassen. Komplett ohne Sanitäranlagen, Wasser und sonstiger Versorgung muss in der Verfassung nicht sein. In Francistown besorgen wir uns noch Medikamente gegen den Brechreiz und entscheiden uns, dass wir es bis nach Elephant Sands bei Nata schaffen sollten. Dort finden wir noch einen Platz zum Campen (freie Auswahl) und geniessen den Sonnenuntergang beim Wasserloch mit Elefantenbesuch, anschliessend gibt es ein kurzes & kleines Abendessen und wir gehen früh ins Bett, da die letzte Nacht ja eher kurz war für uns beide. 

Trotzdem: Ein Spektakel sind die Elefanten bei Elephant Sands auf jeden Fall, sie laufen überall quer durch und es ist nicht unwahrscheinlich, dass man vor dem Sanitärblock einem Elefanten kurz die "Vorfahrt" geben muss oder zur Reception einen kleinen Umweg geht. Besonders die grösseren Herden mit Jungtieren, welche uns abends kurz vor dem Einbruch der Dunkelheit noch besuchen, sind sehr eindrücklich.

Die Lodge ist insgesamt recht gut ausgebucht (alle Units sind belegt) und auch auf dem Campingplatz ist viel los. Als Zwischenstopp sehr nett und mit Busch-Wi-Fi und grossartiger Elefantensicht, aber die Lautstärke der anderen Gästen inkl. Kindern ist erheblich, das Essen ein fixes Menu (im Voraus zu bestellen), Kartenzahlung an der Bar hat nicht geklappt und der Service war insgesamt lahm, so dass wir tags darauf kurzfristig beschliessen, direkt nach Kasane zu fahren.

Vor Kasane besuchen wir allerdings noch das Nata Bird Sanctuary, unter anderem deswegen, um Anika doch noch ein wenig Salzpfannen-Eindruck zu geben, denn wir verpassen den Aufenthalt dort nach 2017 bereits zum zweiten Mal (ich war hingegen 2018 mit Cedric bereits auf Kubu Island). Das Bird Sanctuary kostet  250 BWP Eintritt für 2 Personen mit Auto und hat dafür zu der Jahreszeit mässig viel geboten. Man fährt über 10km über Wellblechpisten mit trockenem Busch- und später Grasland. An der Pan hat es zwar noch Wasser, aber das ist bereits mehrere hundert Meter (oder km?) einwärts. So kann man mit Fernglas zwar die tausende Flamingos in der flirrenden Hitze ausmachen, ansonsten ist mittags hier aber nicht viel zu sehen. Da aktuell gerade an der Aussichtsplattform gearbeitet wird, gibt es ebenfalls auch keinen Ort zum Aussteigen bzw. mit Schatten. Mai-Juni-Juli wäre definitiv eine bessere Zeit für einen Besuch hier - oder vielleicht eine Campingnacht im Park mit einem Besuch an den Pans frühmorgens.

Die Fahrt von Nata nach Kasane ist geprägt von einigen Tiersichtungen entlang der Strasse, in erster Linie Elefanten. Die Strassenqualität ist zwar nicht grandios, aber mit etwa 80km/h kommen wir im Schnitt gut voran. Eindrücklich sind ebenfalls die teilweise grossen Farmen und die (Werbe-)Präsenz von Saatgut-Herstellern (unter anderem Syngenta). Wir beschliessen in Kasane bei der Chobe Safari resp. Bush Lodge nach einer Unterkunft zu fragen, da wir einerseits gute Erinnerungen an die Lodge hatten, als wir 2017 hier waren, andererseits möchten wir ein bisschen zur Ruhe kommen und noch eine Bootstour auf dem Chobe River machen. Dies haben wir damals verpasst, weil wir uns um Autoreparaturen und die Abholung von Andrew kümmerten.

Der Walk-In-Preis (Bed-only) für die Bush & Safari-Lodge ist für alle Räume und Units beider Lodges gleich, Verfügbarkeit ist noch gut vorhanden und der Preis (2000 BWP/Nacht) ist zwar nicht günstig, aber in Ordnung. Wir schauen uns die Rondavels in der Safari Lodge an, entscheiden uns dann aber wieder für die (neuere) Bush Lodge.

Abends geniessen wir das Buffet der Safari Lodge, wobei wir extra nach dem Preis fragen (erste Antwort: 250 BWP/pP) und dann auf der Rechnung einen anderen Preis (330 BWP/pP) erhalten. Das hätte man geändert seit April diesem Jahr, "wegen COVID". 30% besser wurde das Essen definitiv nicht. Es war in Ordnung, die Auswahl und Menge ist tatsächlich recht gross, aber es wirkt ein bisschen wie ich mir das Buffet auf mittelklassigen Kreuzfahrtschiffen vorstelle - der nicht ganz leise deutschsprachige Gäste-Anteil ist auch entsprechend hoch. Wir sind am nächsten, sehr gemütlich und ruhig angegangenen Tag nicht unglücklich, dass wir nachmittags bei der Bootstour nicht mit ebendiesen Deutschen & Schweizern unterwegs sind, sondern mit einer britischen Overland-Tourgruppe.

African Skimmer
African Skimmer

Von der Bootstour auf dem Chobe sind wir dann richtig begeistert. Unser Guide (und vor allem die Bootsführerin Missy) sind sehr rücksichtsvoll den Tieren gegenüber, aufmerksam was Gästewünsche angeht und sehr freundlich und aufgestellt. Die Tiere entlang der Chobe Floodplains bei Kasane und vor allem auch auf- und um Sedudu Island sind sehr zahlreich. Elefantensichtungen en masse, ein Paradies für Vogelliebhaber und generell ist überall etwas los und viel zu sehen. So macht es auch nicht viel aus, dass neben uns ca. zwei Dutzend weitere kleinere und grössere Boote auf dem Fluss unterwegs sind. Wir geniessen den Sonnenuntergang, die entspannte und zurückgelehnte Fortbewegung und feiern gemeinsam, dass es Ani wieder gut geht.

Der einzige Fail dieses Tages folgt dann abends. Ani hat den Vorschlag gemacht, nur etwas kleines zu Essen - also bestellen wir eine Pizza bei Debonairs (in Kazungula). Als 60min später immer noch keine Pizza da ist, ruft die nette Dame der Reception gleich einmal selber an und fragt nach, nach insgesamt 90min ist der Fahrer endlich bei uns. Als "Pizza" würde das bei uns allerdings nur sehr bedingt durchgehen, die durchgeschüttelte und mittlerweile lauwarme Teig-Käse-Menge schmeckt uns beiden nur sehr mässig. Das war zwar günstiger als die Chobe Safari Lodge, aber wir freuen uns am nächsten Campsite wieder eigenes Essen zubereiten zu können - morgen dann wieder, am Mosi Oa Tunya in Zambia...

 

Bis dann,

Flo

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