Familienreise nach Südafrika: Kruger NP

KAPITEL 5: SAFARI HIGH- UND LOWLIGHTS

 

 

Nach den wundervollen Tagen im Baobab Hill Bush House in Pafuri, ging es für uns in den Kruger NP mit Abstechern in Shingwedzi und Letaba. Es wurde vor allem am ersten Tag in Shingwedzi unangenehm nass-kühl, was vermutlich auch die Tiere ein bisschen abschreckte. Trotzdem gab es viel zu sehen und beim kurzen Nachmittagsdrive gab es immerhin kurz einen jagenden Leopard zu sehen (der den Versuch dann allerdings wieder abbrach). Der viele Regen und die Feuchtigkeit schien ausserdem an einer Stelle derart viele Käfer (Blister Beatles) hervortreten zu lassen, dass eine ganze Kolonie von hauptsächlich jungen Carmine Bee-Eater damit beschäftigt waren, einen Käfer nach dem anderen zu schnappen. Auch das eine oder andere Chamäleon wurde gerade noch rechtzeitig auf der Strasse gesehen und sicher auf die andere Seite eskortiert.

Vergleich Elefant vs Familie
Vergleich Elefant vs Familie

In Letaba ist die Elephant Hall, ein Museum welches vor wenigen Jahren neu eröffnet wurde, eine unbedingt empfohlene Sehenswürdigkeit. Nebst viel Informationen über Elefanten gibt es hier ausgestellt die grössten, schwersten und längste Stosszähne von Elefanten im Kruger, aber auch viele Information zum heutigen Dilemma der Überpopulationen, mangelndem Platz und damit verbunden Landschaftsschäden.

Von Letaba aus machten Florian und ich noch einen weiteren Ausflug in Richtung Olifants, wo wir uns beim Nwamanzi Lookout mit Heike und Jörg trafen, zwei anderen Reise-Bekanntschaften aus dem Südafrika-Forum, welche ebenfalls gerade auf Reisen waren. Wir hatten einen herrlichen Sundowner. Vielen Dank für das spontane Treffen!

Unser gefüllter Getränke-Kühlschrank in Nsala
Unser gefüllter Getränke-Kühlschrank in Nsala

 

Nach den ersten Tagen im Kruger geht es bei Phalaborwa wieder raus aus dem Park und in Hoedspruit wird nochmals ordentlich für Self-Catering eingekauft. Es ist schon eindrücklich, wieviel mehr man einkauft, wenn man zu sechst (wir Familie plus Andrew) unterwegs ist und was dann alles im Einkaufswagen resp. im Kühlschrank landet. Immerhin hatten wir jetzt ja auch vor, für die Mehrheit der nächsten fünf Tage einzukaufen und so füllten wir unsere Autos bis zum Anschlag mit Vorräten und Getränken.

Dann geht es weiter ins Timbavati Game Reserve resp. ins Umbabat Game Reserve - ganz tief in den Osten des Gebietes, direkt an der Parkgrenze zum Kruger NP. Dort hatten wir für zwei Nächte eine gesamte Unterkunft mit vier Hütten für uns gebucht. Das Nsala Camp wird, genau wie das Baobab Hill Bush House, nur komplett an Gruppen mit Self-Catering vermietet.

Der kleine Pool von Nsala, auch genutzt als Elefanten-Trinkstelle
Der kleine Pool von Nsala, auch genutzt als Elefanten-Trinkstelle

Die Bilder im Internet sahen toll aus, allerdings war die Realität leider etwas ernüchternd - ein Beispiel für eine Unterkunft, in der seit der Covid-Zeit scheinbar keine oder nur minimale Investitionen bzw. Instandhaltungsarbeiten getätigt wurden. Das gesamte Camp machte einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Wir waren uns bewusst, dass dies keine Luxus-Lodge ist und in erster Linie die Location und Exklusivität der Grund für den Besuch ist, aber es gab einfach zu viele dieser "hm, schade"-Kleinigkeiten: Türen, die klemmten; defekte/kaputte Waschbecken, wo das Wasser auf den Boden lief; kaputte Schubladen und Schränke; Fenster die sich nicht wirklich schliessen liessen; Duschen, deren Wasser entweder kalt oder extrem heiss war; ein Kühlschrank mit Wackelkontakt und ähnliches.

Zwar wurde vor dem Camp auch kräftig gebaut (ebenfalls nicht sehr angenehm, wenn man doch eigentlich die Ruhe im Busch sucht), allerdings sah man dem restlichen Bereich an, dass hier schon länger nichts mehr gemacht wurde. Auch der Manager wirkte eher mässig interessiert, als wir ihn auf einzelne Punkte ansprachen, die wir als nicht in Ordnung empfanden. Trotzdem wollten wir unsere Zeit in diesem vielversprechenden Game Reserve natürlich trotzdem  geniessen und mit Andrew in unserer Gruppe hatten wir in dieser Location sogar die Möglichkeit, mit ihm zu Fuss im Busch unterwegs zu sein.  

Golden Orb Web Spider mit ihren festen, goldenen Fäden
Golden Orb Web Spider mit ihren festen, goldenen Fäden

Wir machten uns mit Andrew und dem Guide des Camps (der recht neu im Gebiet war und ansonsten aber als Aushilfe irgendwo anders arbeitete) auf den ersten Game Drive und das Elend nahm seinen Lauf. Wer unseren Blog schon länger verfolgt weiss, dass wir zwar Game Drives grossartig finden, aber neben all den tollen Erlebnissen (in der grossen Mehrzahl) auch eine Liste mit den schlechtesten Game Drives führen, auf denen wir jemals waren... nun, diese Liste sollte an jenem Abend erweitert werden. 

Es ging mit einem Fakt, für den niemand etwas konnte los: Aufgrund der enormen Regenfälle, die diese Region in der Regenzeit 2021/22 erfahren hatte, war die Population von Spinnen explodiert und allen voran die Golden Orb Web Spider. Da in dem Gebiet, in dem sich das Nsala Camp befindet, recht dichtes Mopane-Buschland ist, fanden die Spinnen dort perfekte Bedingungen vor, um ihre Netze zu spannen - vorzugsweise auch direkt über eine Strasse oder einen Weg. Das Gebiet wurde nicht besonders stark befahren, sodass es häufig vorkam, dass wir mit unserem offenen Game Drive Fahrzeug direkt durch solche Netze fuhren. Dabei sei erwähnt, dass niemand diese riesigen Spinnen toll fand, Heike allerdings eine ausgeprägte Spinnen-Phobie hat und es für sie damit eine Fahrt durch die Spinnen-Hölle war. Wir adressierten direkt bei unserem Guide, dass er bitte aufpassen solle, nicht direkt mit hohem Tempo durch die Netze zu fahren, in denen mittig häufig die grossen Spinnen sassen und so anschliessend direkt ins Auto fallen würden. Diesem Wunsch wurde von ihm nur bedingt nachgekommen, resp. er wählte zu Beginn die Wege so, dass er gar keine Option hatte als mitten in die Spinnennetze reinzufahren. Mit den ersten riesigen Spinnen auf der Kühlerhaube und vorne im offenen Safari-Fahrzeug stieg die Panik und Verzweiflung von Heike so stark an, dass eine Weiterfahrt mit ihr nicht möglich war. Wir baten den Guide keine solchen Wege mehr zu nehmen und zurück zum Camp zu fahren, um Heike dort abzuladen und mit den Personen, die wollten, nochmal los zu fahren. 

Platter Reifen, kein Ersatzrad und kein Empfang im Spinnenland
Platter Reifen, kein Ersatzrad und kein Empfang im Spinnenland

Eigentlich besteht ja genau in diesen individuellen Wünschen der grosse Vorteil darin eine Unterkunft komplett für sich gebucht zu haben. Leider handelte der Guide jedoch nicht nach unseren Wünschen. Er fuhr weiter und wollte mit uns an einem Aussichtspunkt einen (verfrühten) Sundowner machen. Zusätzlich ergab sich jetzt aber das nächste Problem mit einem der Reifen, der kontinuierlich Luft verlor und dies auch bereits zu Beginn des Game Drives hörbar tat, um einige Minuten später ohne unser Zutun wieder aufzuhören. Einen Ersatzreifen hatte man nicht dabei, weshalb der Guide entschied/hoffte, dass der Reifen nur sehr wenig Luft verlieren würde und wir deshalb weiter fahren könnten. Dies änderte sich im Laufe der Zeit allerdings wieder, sodass nun gut vernehmbar ein ständiges unheilvolles Zischen unseren Game Drive begleitete. Die Anmerkungen von Andrew und Flo, dass man mit einem solchen Reifen nicht weiterfahren sollten, wurden vom Guide ignoriert. Stattdessen wurde der Game Drive, trotz des defekten Reifens und der Bitte wegen Heike zum Camp zurückzufahren,  fortgesetzt. Schliesslich schwoll das Zischen noch weiter an und in einem letzten verzweifelten Versuch noch irgendwie ein paar Meter zu machen, gab der Guide irrsinniger Weise Gas. Es holperte stark und der Gestank von verbranntem Gummi stieg auf. Der Reifen war komplett zerfetzt und wir fuhren nur noch auf Felge. Jetzt mussten wir doch stehen bleiben und nachdem der Guide fertig geflucht hatte, verliess er das Auto, um mit seinem Handy auf den nächsten Hügel zu laufen, wo er Empfang hätte. Das Funkgerät funktionierte nämlich auch nicht resp. niemand gab Antwort.

So sassen wir in der einbrechenden Dunkelheit in einem Game Drive Auto mit einer immer noch panischen Person und wussten nicht was als nächstes passieren würde. Fast eine Stunde später kam schliesslich der Camp-Manager mit seinem Privatfahrzeug angefahren und lud uns alle ein. Ohne ein Wort der Entschuldigung wurden wir zurück ins Camp gebracht. 

Safari zu Fuss mit Stephen, Andrew und Guide
Safari zu Fuss mit Stephen, Andrew und Guide

Selbstverständlich können Reifen kaputt gehen, allerdings ist es aus unserer Sicht absolut unverantwortlich, dass ein Gamedrive ohne ein Ersatzrad gestartet und bei einem defekten Reifen fortgesetzt wird. Ganz zu schweigen von dem sehr unsensiblen Umgang mit einer stark verängstigten Person auf dem Fahrzeug und dem nicht Beachten unserer Wünsche bzgl. der Rückkehr zum Camp. 

Die nächsten Gamedrives fanden ohne Heike und mich statt. Wir blieben im Camp und hatten dort allerdings noch ein schönes Erlebnis mit einem Elefanten, der gemütlich vor der Campterrasse vorbei schlenderte und aus dem kleinen Plunge-Pool genüsslich trank. Einem Elefanten so nah beim Trinken zu zuschauen und ihm in die Augen zu blicken war ein ganz besonderer Moment, den ich wahrscheinlich nie vergessen werde. Andrew, Flo und Stephen waren am nächsten Morgen noch zu Fuss für einen Walk unterwegs (wo man den Spinnen leichter ausweichen konnte). Der Walk war zwar nicht spektakulär was die Sichtungen anging, aber zu Fuss in solchen Gebieten unterwegs zu sein ist immer sehr lehrreich, ein völlig anderes Gefühl als im Auto und eine super Abwechslung.

Auch wenn wir das beste aus der Situation machten und alle etwas positives von dem Aufenthalt mitnehmen konnten, waren wir aufgrund der Gesamtumstände nach den zwei Nächten nicht wirklich traurig das Camp zu verlassen und unsere Reise mit einigen Tagen Self Drive-Safari im Kruger fortzusetzen. 

Leoparden-Glück im Kruger
Leoparden-Glück im Kruger

Schon beim Verlassen vom Timbavati Game Reserve hatten wir eine tolle Leopardensichtung. Unbeeindruckt schritt ein stattlicher männlicher Leopard mehrere hundert Meter vor unserem Auto die Strasse entlang, um anschliessend im Gebüsch am Strassenrand zu verschwinden, als wäre er nie da gewesen. 

Für uns ging es direkt weiter in den Kruger Nationalpark und auf dem Weg zum Lower Sabie Camp hatten wir ein zweites Mal Leoparden-Glück an diesem Tag. Ein eher satter und schläfrig wirkender Leo hatte es sich auf einem Baum bequem gemacht (oder versuchte es zumindest, er wechselte andauernd wieder die Position) und bot uns perfekte Sicht auf ihn.

Gut gelaunt ging es weiter - frei nach dem Motto: Self-Drive Safari ist doch auch etwas ziemlich Schönes. In Lower Sabie angekommen nahmen wir sofort an einem Tisch auf der Terrasse Platz und genossen die Aussicht auf den Sabie River mit all den Tieren und auch die Tatsache für einmal im Restaurant bedient zu werden und nicht selber zu kochen.

Die Tiersichtungen respektive die Stopps blieben auf dem Self-Drive eher Vogel-lastig, was vor allem Florian und insbesondere Heike zu verdanken war, welche sicherstellen wollte, dass wir auch von jedem Vogel (insbesondere bunte!) garantiert ein gutes Foto haben. 

Daneben gab es natürlich auch andere tolle Erlebnisse. So enttäuscht zum Beispiel die Strasse von Lower Sabie nach Crocodile Bridge eigentlich nie: Dieses Mal war es eine Familie von Hyänen, welche herauskam, um sich auf der Strasse in die Morgensonne zu legen. Dabei spielten die kleinen mit Stöckchen und legten sich zwischendurch zu Mama zum Säugen.

Endlich Bewegung bei den Wildhunden!
Endlich Bewegung bei den Wildhunden!

Ein weiteres Highlight, insbesondere für meinen Bruder Mathis, wartete dann auch noch auf dem Weg nach Skukuza auf uns. Mathis ist seit seiner ersten Südafrika-Reise grosser Wildhunde Fan, weshalb es das erklärte Ziel war, natürlich auch auf dieser Reise mit ihm Wildhunde zu sehen. Zugegeben kein ganz einfaches Ziel, weshalb wir umso glücklicher waren, dass wir an bei einer kleinen Auto-Ansammlung stoppten und etwa hundert Meter im Busch in einem Bachbett einige liegende Wildhunde ausmachen konnten. Es war allerdings mittags, die Sonne stand hoch und es war heiss, so dass abgesehen von kurzem Aufblicken wenig "Action" zu sehen war. Florian meinte, das sei kein Problem, merkte sich die Stelle und einige Stunden später abends fuhren wir ab Skukuza wieder an den gleichen Ort. Und tatsächlich, die Wildhunde lagen immer noch da. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit (ab 18:30 muss man im Camp oder aus dem Park sein) und den liegenden Tieren im Busch gab es auch kaum andere Autos, so dass wir uns ideal positionieren konnten zum Beobachten und Warten. Es vergingen keine 5 Minuten, da standen die ersten Wildhunde auf und bewegten sich, fingen an zu spielen. Nach dieser Unterhaltung spazierte etwa eine Viertelstunde später das Alpha-Weibchen (mit Tracking-Einheit am Hals) vom Bachbett direkt in unsere Richtung auf die Strasse und es folgte ihr das ganze Rudel. Rund 25 Wildhunde tauchten damit direkt vor unserem Auto auf, spielten, schnüffelten und waren in Bewegung. Ein tolles Schauspiel, welches wir nur unterbrechen mussten, um uns ebenfalls auf den Weg ins Camp zu machen und sicherzustellen, das wir noch rechtzeitig ankamen. 

 

Wildhunde satt - bei uns und den Hunden
Wildhunde satt - bei uns und den Hunden

Am nächsten frühen Morgen fuhren wir nach einem tollen Game Drive mit vielen Elefanten (und Vögeln) ebenfalls nochmals via der Stelle mit den Wildhunden zurück und siehe da, dieses Mal kam uns das Rudel wenige Kilometer von der Stelle entfernt auf der Strasse entgegen, die Schnauzen blut-verschmiert sichtlich gezeichnet von einem kürzlichen Mahl.

Zwei Tagen in Folge ein grosses Rudel von so vielen Wildhunden so nah und aktiv beobachten zu können war einfach unglaublich und definitiv mehr als wir uns für Mathis erhofften (er war natürlich überglücklich). Mit zwei Tagen in Skukuza in einem netten 6-er Guest House und einem Abendbesuch im Cattle Baron Restaurant ging dann das Abenteuer Self-Drive im Kruger für uns zu Ende, als nächstes sollten ein bisschen Abwechslung mit zwei Tagen auf der Panorama Route und in Graskop folgen.

 

Liebe Grüsse,

Ani

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    HM (Sonntag, 29 Januar 2023 06:37)

    Hallo,

    Kurze Frage, wie war das Hyundai Staria im Safari? Konnten alle im self drive safari gut sehen? Waren alle Strassen und Wege erreichbar?

    Wir sind eine Gtuppe von sieben Erwachsende und wissen nicht ov wir zwei Autos nehmen sollen oder so ein 9-seater.

    Danke

  • #2

    Flo (Sonntag, 29 Januar 2023 11:10)

    Hi HM,

    Vielen Dank fürs Lesen und deine Frage!
    Wir fanden unser Hippo Staria ausgezeichnet, eines der besten Autos das wir hatten. Zu sechst ging auch Safari relativ probemlos, inkl. Gepäck. Es ist allerdings dabei hinzuzufügen, dass die dritte Reihe keine Schiebe-Fenster hat, d.h. nur durch die Fenster rausschauen kann.
    Platztechnisch war es für uns zu 6. inkl. Einkäufe gut zu managen, allerdings hatten wir nie viel aufs Mal dabei (max. für 2-3 Tage). 7 Personen ist vermutlich noch gerade so möglich, mehr würde ich als grenzwertig ansehen und auch bei 7 eher sparsam mit dem Gepäck sein.
    Bezüglich Strassen ist das gar kein Problem, im Gegenteil, die Bodenfreiheit ist verhältnismässig hoch und die Sicht durch die hohe Position prima. Wir sind quer durch die Limpopo-Provinz gefahren, inkl. einige Matsch- und Wasserfahrten in Parks und hatten nie ein Problem. Alles was man mit einem normalen 2x4-Auto machen kann ist mit dem auch möglich.

    Ein Auto vs zwei Autos hat Vor- und Nachteile, da müsst ihr abschätzen was besser ist. Ich würde aber sagen, dass es zu 7. definitiv möglich sein sollte mit einem Staria, ohne grossen Komfortverlust.

    Gruss,
    Flo