KAPITEL 4: PAFURI MAGIE IM NÖRDLICHEN KRUGER
Nach unserem Aufenthalt in der Tshugulu Lodge im Mapungubwe Nationalpark setzen wir unsere Reise mit einer vom Prinzip her recht ähnlichen nächsten Unterkunft fort. Als nächstes standen drei Nächte im Baobab Hill Bush House für uns auf dem Programm.
Wir schlafen aus in Tshugulu, nehmen es gemütlich bis nach Musina, wo wir tanken, kurz einkaufen und einen Besuch bei Frikkie's Bakgat Biltong (sehr zu empfehlen - auch für Braai-Fleisch) abstatten.
Die Vorfreude ist gross, das Wetter ist mit sonnigen 35°C perfekt, da bringt uns auch eine kurze Verwirrung am Gate bezüglich (neuen?) Parkgebühren nicht aus dem Konzept. Wir erreichen das RETURNAfrica Pafuri Camp für den Check-in kurz nach 14 Uhr. Ein kurzes Stirnrunzeln vom Manager gibt's bei unserem Wunsch, dass wir gerne mit Hippo wie abgemacht zu unserem Haus fahren möchten. Da es kürzlich ein wenig regnete und ein paar Pfützen vorhanden sind entscheiden Enos der Camp Manager und Cyrill unser Guide, dass wir einen kleinen Umweg zum Haus fahren. Zu diesem Zeitpunkt wussten sie natürlich noch nicht, wie sehr Hippo sich ans Wasser gewöhnt hatte, aber wir schätzten die Vorsicht und die kleine Extrarunde (zurück sind wir dann drei Tage später die normale Zufahrtstrecke ohne Probleme gefahren).
Für Flo und mich war es bereits der dritte Aufenthalt in diesem Haus, das man mit bis zu 8 Personen bewohnen kann und dort als Selbstversorger lebt. Zusätzlich bekommt man Hilfe in der Küche durch sehr freundliche Mitarbeitende und einen eigenen Guide inkl. eigenem Game Drive Fahrzeug hat man ebenfalls. Die Vorfreude auf meine Lieblingsregion im ganzen Kruger NP, die Pafuri Concession ganz im Norden, war riesig und wir sollten nicht enttäuscht werden.
Ein Highlight von der gesamten Reise war es für mich allgemein, dass ich all die Orte, von denen ich schon so viel erzählt habe und die ich selbst so gerne besuche, nun meiner Familie zeigen konnte. Mit Mathis, der bereits Ende 2016 in Südafrika war, besuchten wir damals zum ersten Mal die Pafuri Region und übernachteten im RETURNAfrica Pafuri Camp. Für ihn war es also auch eine Rückkehr in bekannte Gebiete.
Im Baobab Hill Bush House waren die Zimmer schnell verteilt und begeistert wurde nicht nur das Haus, sondern auch der Garten und der Pool begutachtet. Neu wurden die Zäune rund ums Haus entfernt, sodass man nun noch mehr das Gefühl hat ganz alleine mitten im Busch zu sein. Einmal mehr empfanden wir die grossen Aufenthaltsbereiche drinnen und vor allem draussen mit sechs Personen als sehr wertvoll. Bei wunderbarem Wetter sollte der Pool und die Lounge draussen zu unserem Lieblingsort werden. Ballspielen im Pool, Vogelbeobachtungen, Reisetagebuch schreiben und lesen wurden zu unseren Hauptbeschäftigungen zwischen den Game Drives und Mahlzeiten.
An unserem Ankunftstag entscheiden wir uns für einen eher kurzen Gamedrive – ein weiterer Vorteil vom eigenen Guide und Fahrzeug: Abfahrt, Länge und auch Destination der Game Drives können selbst definiert werden. Mit unseren Guides in Pafuri wurden wir bisher noch nie enttäuscht (und wir haben schon gewisse Ansprüche und Interessen) und auch dieses Mal haben wir mit Cyrill einen sehr sympathischen und fachkundigen Guide. Neben Cyrill war natürlich auch nach wie vor Andrew mit dabei – wir haben also die doppelte Guiding-Power. Nachdem Cyrill auf Andrews Nachfrage bereits im ersten Game Drive diverse Swifts, Swallows, Apalis und andere Vögel im kurzen Vorbeiflug so eben mal korrekt bestimmen kann, werden seine Kenntnisse auch vom erfahrenen Hasen Andrew beeindruckt anerkannt.
In die Pafuri-Region reist man nicht um die Big 5 zu sehen, sondern für die grossartige und vielfältige Landschaft, Diversität, die Vogelwelt und um einmal einen Fokus auf all die kleinen Dinge zu legen, die sonst eher vergessen gehen, aber so essentiell wichtig sind. So erfahren wir auch viel über Bäume und sonstige Pflanzen, Insekten und Schmetterlinge. Insbesondere die letzten beiden Kategorien finden bei meiner Mama grossen Anklang. In den heimischen Gefilden kann sie jeden Schmetterling und so ziemlich jedes Tier mit sechs Beinen bestimmen, weshalb diese Region natürlich grosse Begeisterung bei ihr auslöst.
Aber auch neben all den kleinen unauffälligen Naturbewohnern, haben wir grossartige Sichtungen in Pafuri: Eine Elefantenherde, die sich gemächlich rund um unser Fahrzeug herumbewegt, sodass ich gar nicht weiss wohin ich zuerst staunend schauen soll. Ich bin immer wieder beeindruckt von der Ruhe, Kraft und Weisheit, die diese Tiere ausstrahlen. Am Aussichtspunkt von Lanner Gorge, einem der grossartigsten Orte in ganz Südafrika, entdecken wir einen vermutlich dort ansässigen Rüsselspringer während wir unsere Sundowner-Drinks geniessen. Und während wir noch auf der Rückfahrt davon erzählen, wir wir ja bereits schon so Glück hatten mit Leoparden in Pafuri, läuft uns kurz vor dem Erreichen unserer Unterkunft ein Leopard über die Strasse. Das ist in dieser Gegend ein solches Ereignis, dass sämtliche Fahrzeuge vom Pafuri Camp sich nochmals in die Nacht auf Game Drive begeben, obwohl die Gäste bereits beim Abendessen zu Tisch sassen. Wir geniessen die ersten 10 Minuten für uns alleine, danach wird es ein bisschen zu viel und nachts sieht man als dritter Verfolger von hinten auf einem kleinen Weg nur noch recht wenig von einem Leoparden.
Und last but not least ist in diesen Tagen ganz viel Birding angesagt - schliesslich sind wir im Birder-Paradies von Südafrika schlechthin. Da wir ein bisschen für Gleichgewicht sorgen müssen, haben sich die Vogel-Experten unserer Gruppe (v.A. Andrew, Heike und Florian) darauf geeignet, die "LBJs"/"Little Brown Jobs" sein zu lassen. Also werden die eher visuell nicht ganz so attraktiven und schwer identifizierbaren Vögel nicht weiter beachtet und der Fokus auf "gross, bunt, attraktiv, selten" oder eine Kombination dessen gelegt. Trotzdem sind Florian und Andrew zuversichtlich, dass die 150er-Marke (also 150 verschiedene Arten) schon in Pafuri geknackt würde und sollten damit auch recht behalten.
Vogel-Highlights in Pafuri sind dementsprechend die Arnot's Chat (mit Rufen aus der Birding-App angelockt an einem bekannten Spot), ein African Crake, Böhm's Spinetail, Three-banded Courser, Purple-Crested Turaco, Black-Throated Wattle-Eye, Broad-billed Roller, alle möglichen Bee-eater und vieles mehr. Nur für ein Corn Crake oder Pel's Fishing Owl hat es leider nicht ganz gereicht. Wem das jetzt nicht soviel sagt - halb so wild, die Auswahl der Vögel in Aussehen, Stimme und Verhalten ist aber schlicht grossartig hier, auch für Nicht-Birder. Und die noch offenen Vögel können dann hoffentlich bei einem der nächsten Besuche abgehakt werden.
Zu unseren Mahlzeiten setzen wir das bewährte Frühstücksmenü fort (viel Rührei, teilweise mit Speck, Toastbrot, Früchte und diverse Brotbeläge), sodass das Mittagessen jeweils ausgelassen werden kann und es höchstens noch ein paar Früchte und Snacks am Nachmittag gibt. Am Abend brennt bereits jeweils das Feuer, wenn wir von unserem Game Drive zurückkehren, sodass direkt mit dem Grillen und kochen begonnen werden kann. Unsere Abende klingen nach dem Essen mit einer gemütlichen Runde rund ums Lagerfeuer aus, wo bei einem Glas Wein oder einem Amarula mit Eis die Erlebnisse des Tages oder in Erinnerung gebliebene Safari- und sonstige Geschichten aus dem Leben ausgetauscht werden. Wenn sich dann in der Ferne auch noch die Zebras und Hyänen lautstark bemerkbar machen und an uns ein Schwarm Glühwürmchen vorbeifliegt, fühlen wir uns unter dem eindrücklichen Sternenhimmel Afrikas ganz klein und der Abend ist perfekt.
Ein weiterer Game Drive führt uns durch den wunderschönen Fever Tree Forest, in der späten Nachmittagssonne ein absolut traumhafter Anblick. Wir spazieren ein wenig herum und treffen zu Heikes Begeisterung viele Schmetterlinge an, genau an der Stelle wo das Pafuri Camp jeweils auch Hochzeiten und Trauungen im Busch durchführt. Nur wenig weiter ist es anschliessend zum Limpopo und einem wunderschönen Sundowner im Flussbett - grossartig, die Ruhe und der klare Abendhimmel. Im Vergleich zu anderen Regionen und Game Reserves hat die Makuleke-Concession zwar kein dichtes Weg-Netz, trotzdem begegnet man selten anderen Fahrzeugen. Auch bei guter Auslastung der anderen Lodges hat man dadurch ein unglaublich tolles Stück Wildnis gefühlt fast für sich alleine.
Durch den dichten Busch fahren wir dem Sonnenuntergang entgegen zurück zum Baobab Hill. Auf dem Heimweg kommen für einmal auch ein paar nachtaktive Tiere zum Vorschein, wie zum Beispiel ein neugieriges Gesicht einer Barn Owl aus einem Nest in einem grösseren Astloch eines abgestorbenen Baumstamms oder eine Large-Spotted Genet (das ist die Ginsterkatze mit der schwarzen Schwanzspitze). Nicht mehr weit entfernt von der Lodge sehen wir ausserdem noch zwei Hyänen und hören einen Elefanten etwas abseits im Busch. Andrew und Cyrill sind der Meinung, dass dieser sich nicht happy anhört und deshalb fahren wir rasch weiter.
Nach einer Nacht mit viel Hyänen-Geheul und etwas Aufregung draussen im Busch prüfen wir die Region aus der die Geräusche kamen und zufälligerweise entdecken wir den Elefanten - leider bereits tot und mit den ersten Aasfressern in der Nähe.
Das Elfenbein ist noch dran und aufgrund der Spuren und der Erinnerung der Nacht mit den Elefantengeräuschen ergibt das Sinn - mit grosser Wahrscheinlichkeit war das einfach ein natürlicher Tod. Es gibt (ausser der Wilderei) nicht so viele Risiken und Todesursachen für alternde Elefanten, die häufigste ist effektiv das Verhungern nachdem das letzte der 6 Zahn-Paare aufgebraucht wurde. Um nicht plötzlich falschen Verdacht zu wecken meldet Cyrill den Fund auch gleich per Funk, so dass die Section Ranger die Stosszähne sichern und entfernen können bevor sie jemand illegal entwendet. Ein bisschen geschockt aber gleichzeitig auch sehr interessiert und fasziniert beenden wir damit den letzten Game Drive.
Viel zu schnell gehen die drei wunderbaren Tage in Pafuri vorbei. Wehmütig verabschieden wir uns von diesem ganz besonderen Ort, an den wir eines Tages vielleicht alle nochmal zurückkehren (Flo & ich aber gewiss!).
Wir fahren bei der Abreise mit unserem Hippo zurück auf die Hauptstrasse (dieses Mal durch sämtliche Pfützen und Wasserlöcher der Anfahrtsstrasse) und gehen auf der öffentlichen Seite des Krugers entlang dem Luvuhu bis zum Crooks Corner. Das ist eine Strecke, die sich einfach immer lohnt: Wir sehen nicht nur ein Breeding Pair von Black-Throated Wattle-Eyes am Pafuri Picnic-Spot (Birding-Highlight!), sondern auch grosse Elefantenherden in der Überflutungs-Ebene, eine Nyala-Mutter beim Säugen und viele Hippos am Dreiländereck von Zimbabwe, Mozambique und Südafrika. Das wars dann aber auch von Pafuri, jetzt geht's wieder auf Self-Drive in den Kruger mit den nächsten Stationen Shingwedzi und Letaba!
Alles Liebe, Anika
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