We Love JOBURG Part 2

Zusammen mit Jay und Jan in Joburg
Zusammen mit Jay und Jan in Joburg

Nachdem wir so gute Erfahrungen mit geführten Touren durch Johannesburg gemacht hatten (siehe Joburg Part 1), buchten wir am nächsten Tag grad die nächste Stadttour - eine Joburg Walking Tour, zu Fuss durch die Innenstadt von Johannesburg. Die Touren werden von JoburgPlaces bzw. Gerald Garner und seinem Team angeboten. Gerald Garner selber hat einen Guide zu Johannesburg geschrieben, diesen haben wir zufällig von Sibylle & Thomas empfohlen und einen Tag später Jay & Jan davon erzählt - nur um dann zu erfahren, dass sie Gerald kennen und länger mit ihm zusammen gewohnt haben. Die Welt ist klein, sogar hier in Johannesburg. 

Die Touren werden zu verschiedenen Themen angeboten, zum Beispiel Central Business Disctrict, Geschichte von Joburg oder Fashion/Little Addis. Wir konnten uns nicht so ganz zwischen der Innenstadt- und der Maboneng-Tour entscheiden. Eine private Tour direkt bei Gerald kostet einiges mehr und da wir nur zu zweit waren, buchten wir eine normale Tour bei einem Guide aus seinem Team (Gerald ist selbst nur noch regulärer Guide bei den Bar/Roof-Top-Tours einmal pro Monat ;)). Da wir aber auch so bei unserer Tour die einzigen Teilnehmer waren, konnte unser Guide Charlie Moyo uns eine Mischung aus beiden Touren anbieten, was uns natürlich sehr entgegen kam. 

Blick vom Top of Africa auf Johanneburg
Blick vom Top of Africa auf Johanneburg

Die City-Touren starten jeweils im Hangout Jozi, einem Bar/Pub/Restaurant im blau-gelben One Eloff-Gebäude, welches man bereits gut von weitem erkennt (direkt neben der M2 im südlichen CBD). 

Von dort machten wir uns zu Fuss auf den Weg Richtung Carlton Centre in der Innenstadt von Joburg. Auf dem Weg dorthin erhielten wir einen kurzen Einblick in eine Skulpturen-Manufaktur (sehr interessant wie viele Arbeitsschritte notwendig sind, aber so gar nicht meine favorisierte Art von Kunst). Immer wieder stoppten wir kurz und Charlie wusste zu praktisch jeder Strassenecke etwas zu erzählen. Ein Highlight der Tour war sicherlich der Besuch vom obersten Stockwerk des Carlton Centres, dem "Top of Africa". 50 Stockwerke nach oben fahren - das erlebt man nicht alle Tage. Da Johannesburg selbst schon sehr hoch gelegen ist, befindet man sich ganz oben auf fast 2000m Höhe. Das Gebäude ist übrigens bis heute der höchste Wolkenkratzer Afrikas. Das Carlton Centre, welches bis 1997 auch das legendäre Carlton Hotel beherbergte, ist heute leider etwas herunter gekommen. Im obersten Stock sind nur noch geschlossene Souvenirläden und ein Cafe mit hochgestellten Stühlen zu sehen. Der Ausblick entschädigt dann dafür aber allemal. Von oben werden uns die wahnsinniges Ausmasse von Johannesburg erst wieder richtig bewusst. Unglaublich, wie gross und modern diese Stadt ist. 

Schaukeln in Maboneng
Schaukeln in Maboneng

Nach dieser schwindelerregenden Höhe geht es wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Wir fahren ein kurzes Stück mit dem öffentlichen Nahverkehr, dem Rea Vaya (ja, das gibt es tatsächlich in Joburg), und steigen in Maboneng - einem der aktuellen Trendviertel der Stadt - wieder aus. 

Hier bewunderten wir viel Kunst an Häuserfassaden, nahmen einen Drink auf einer Dachterrasse mit Schaukel (warum haben nicht mehr Bars Schaukeln?!) und assen einen sehr leckeren griechischen Snack. Dann schauten wir uns das Backpacker-Hotel in Maboneng an - ein ziemlich cooler Ort, an dem wir sicher auch mal übernachten würden, wenn wir nicht schon unsere liebsten Übernachtungsorte in Joburg hätten. Maboneng hat uns insgesamt sehr beeindruckt. Hier findet man viele innovative Ideen eng auf einem Raum. Es gibt viele Galerien, Restaurants, Bars und kleine Shops und unter anderem auch das bekannte "Arts on Main"-Gebäude. Sonntags gibt es ausserdem immer den Market on Main, den wir aber leider verpasst haben. 

Kunst an Häuserwänden
Kunst an Häuserwänden

Diese Stadttour hat uns auch gut gefallen, allerdings ist der Funke zwischen dem Guide und uns irgendwie nie so ganz übergesprungen. Wir waren von unserer tollen Alexandra-Tour am Tag zuvor sicherlich auch verwöhnt und hatten so den direkten Vergleich. Wir hätten uns bei dieser Tour noch etwas mehr Wissensvermittlung und Gesprächigkeit gewünscht. So war es mehr ein von Ort zu Ort geführt werden. Aber auch das hat so für uns gepasst, denn wir haben zwei Teile der Stadt kennengelernt, in denen wir zuvor noch nicht zu Fuss unterwegs waren. Nach Maboneng werden wir bei nächster Gelegenheit sicher zurückkehren, wir haben viele tolle Ecken und einige interessante (hoffentlich noch einige Zeit bestehende) Restaurants gesehen.

Am Abend ging es für uns dann aber endlich in unser Lieblingsrestaurant der Stadt, nämlich dem Grillhouse in Rosebank. Gewohnt bestellten wir hier bei ausgezeichnetem Service Filet und Cheeseburger. Wir hatten einen tollen Abend, an dem wir ausserdem entschieden uns zukünftig Johannesburg ein wenig mehr zu widmen - wir finden diese Stadt einfach grossartig. Was und wie werdet ihr erfahren sobald wir unsere Pläne ein wenig konkretisiert haben.

Gemeinsam mit unserer Freundin und Airbnb-Vermieterin Sibylle
Gemeinsam mit unserer Freundin und Airbnb-Vermieterin Sibylle

Eigentlich wäre dies unser letzter Abend in Johannesburg gewesen, aber wir verlängerten spontan eine Nacht bei Sibylle, weil wir einfach noch nicht alles von unserer Joburg-To Do-Liste abhaken konnten und wir die kommenden drei Nächte eh noch nicht fix gebucht hatten. Geplant waren ausserdem drei Tage in den Drakensbergen, für die es zum Glück aktuell wettertechnisch ganz okay aussah, so dass wir den einen Tag weniger entbehren konnten.

Den Donnerstag nutzen wir dann zunächst für einen "entspannten" Morgen. Wir blieben ein bisschen länger im Bett liegen und wollten anschliessend frühstücken gehen. Doch zunächst holte ich noch rasch unsere Wäsche, die wir am Tag zuvor freundlicherweise wieder bei Sibylle waschen durften. Der Wäscheständer dafür stand im Flur, der von unserer Wohnung eine Verbindungstüre hat und nicht mehr zu unserem Zimmer gehörte. Sibylle war an diesem Morgen mit einer Freundin nach Kapstadt geflogen und Thomas bei der Arbeit. Ich nahm gerade die ersten T-Shirts ab, als auf einmal der Alarm losging, der aus Versehen auch auf diesen Teil des Hauses aktiviert worden war und ich mich fast zu Tode erschrak. Wir versuchten sofort Sibylle und Thomas telefonisch zu erreichen und konnten fünf Minuten und zwei Telefongespräche später mit dem Code den Alarm dann wenigstens quittieren. Ich hatte ein wahnsinnig schlechtes Gewissen wegen dem durch mich verursachten Aufwand und kurz darauf standen auch noch drei bewaffnete (!) Security-Männer im Garten. Wir konnten ihnen dann versichern, dass es ein Fehlalarm war und auf einem Schein wurde anschliessend die Aussage von Flo vermerkt (inklusiver minutengenauer Zeitangabe und aktueller Wetterlage). Insgesamt gut zu wissen, dass das Security-System funktioniert, aber uns hat es doch auch einen kleinen Schrecken eingejagt und wieder einmal gezeigt, dass das Leben in Südafrika doch in einigen Bereichen etwas anders als bei uns in der Schweiz ist. 

 

Nach der kurzen Aufregung kamen wir dann zu unserem geplanten Vormittagsprogramm zurück und gingen im Cafe "The Whippet" im Stadtteil Linden frühstücken. Ein sehr hübsches Cafe, nett gelegen an einer Strassenecke mit ausgezeichnetem Frühstück und lauter stylischen, inspirierenden Menschen um einem herum. Ausserdem gab es einige ausgefallenen Getränken, zum Beispiel "Unicorn Hot Chocolate, The most colourful hot chocolate you will ever have". Ein klarer Fall für Flo, der diesem hübsch und kreativ aussehenden Drink aber nur 4 von 5 Sterne gibt, denn der Nachgeschmack der bunten Deco-Zuckerkugeln übertönt die Hot Chocolate zu sehr. Nächstes Mal gibt's den Marshmallow Mocha...

Das Museum Lilliesleaf Farm
Das Museum Lilliesleaf Farm

Anschliessend fuhren wir zur Lilliesleaf Farm in Rivonia, am nordöstlichen Stadtrand von Johannesburg. Heute ein Museum, in der 60er-Jahren das Geheimversteck der Widerstandskämpfer gegen das Aprtheid-Regime, inkl. Nelson Mandela. 1963 wurden auf der Farm bei einer Polizeirazzia diverse Widerstandskämpfer, unter anderem der damals Hauptgesuchte Walter Sisulu, festgenommen. Ausserdem wurde viel belastendes Material gefunden, welches die Grundlage für den folgenden Rivonia Trial war, der zu diversen langen Haftstrafen unter anderem für Nelson Mandela führte.

Das Museum zeigt sehr eindrücklich wie komplex und grossflächig der Kampf gegen die Apartheid angelegt war und dass zum Beispiel auch Schweden darin stark involviert war. Dabei ist die Ausstellung höchst modern, interaktiv und mit viel Einsatz von Technik aber auch eindrücklichen Zeitdokumenten ausgestattet. Wer sich Zeit für die Ausstellung nimmt, wird von diesem sehr spannenden Museum mitgenommen und kann gut und gerne einen halben Tag dort verbringen.

Wie auch das Apartheid-Museum, welches wir bereits 2016 besuchten, ist die Geschichte hier sehr anschaulich und gut aufgearbeitet. Ein Besuch ist eine absolute Empfehlung. 

Einzige Irritation: Während unserem Aufenthalt wurde der Empfangssteg erneuert und die Planken dafür mit einer Kreissäge zurecht geschnitten. Unmittelbar vor dem kleinen Café und mit einer unerträglichen Geräuschkulisse, so dass man es auch im Museum bis in den hintersten Winkel hören konnte. Bei uns würde uns sowas ziemlich ärgern, in Südafrika konnten wir dabei nur den Kopf schütteln und schmunzeln. Kundenorientiertes Verhalten sieht überall ein wenig anders aus und wenn die Arbeiter keinen Hörschutz benötigen, dann wird es die Besucher ja kaum stören (oder so ähnlich).

Abschiedsselfie nach dem Pizzaessen
Abschiedsselfie nach dem Pizzaessen

Am Nachmittag gingen wir nochmal im Woolworths in der Rosebank Mall einkaufen - ein paar Selbstversorger-Tage kamen ja als nächstes auf uns zu und auch wenn wir nicht so gut ausgerüstet sein werden wie mit Heinz, wollten wir doch ein bisschen was dabei haben.

Abends trafen wir uns erneut mit Jay und Jan und gingen nochmal ins Coalition, um die unglaublich leckere Pizza dort auch den anderen beiden zu zeigen, die anschliessend unser Fazit dazu nur bestätigen konnten. Sie waren von unserem Fund so begeistert, dass sie einige Tage darauf auch gleich nochmals mit einigen Freunden dort waren. Wir hatten einen wunderbaren Abend zusammen und damit auch einen würdigen Abschied von den erlebnisreichen und tollen Tagen in Johannesburg. Jetzt ging es aber wirklich erstmal wieder raus in die Natur!

Keep walking South Africa
Keep walking South Africa

Wir verlassen an dieser Stelle kurz die chronologische Reihenfolge unserer Reise und springen an unseren vorletzten Tag in Südafrika. 

Die letzte Nacht hatten wir nämlich noch nicht gebucht und entschieden uns spontan dafür (ihr könnt es wahrscheinlich schon erraten) diese in Joburg zu verbringen. So hatten wir den einen langen Fahrtag (vom Kruger NP nach JNB) nicht am Abflugtag und konnten noch einen weiteren Tag in unserer Lieblingsstadt verbringen. 

Die Airbnb Wohnung bei Sibylle war für diese Nacht schon ausgebucht, weshalb wir sehr dankbar auf die Einladung von Jan und Jay zurückkamen und unsere letzte Nacht bei ihnen verbrachten. Die beiden wohnen in einem grossen, wunderschön eingerichtetem Haus im Stadtteil Melville mit zurzeit fünf Hunden. Jay hat all diese Hunde aus schwierigen Verhältnissen gerettet und es sind alles ganz wunderbare Tiere, die wir gleich ins Herz geschlossen haben. 

Am Abend gingen wir mit Jay, Jan und auch Andrew gemeinsam nochmal im Grillhouse essen. Die Reservation von Andrew war zwar aus Versehen im Grillshouse in Sandton statt in Rosebank, aber auch bei voll ausgebuchten Haus organisierte man uns innert kürzester Zeit einen Tisch - kundenorientiertes Verhalten halt ;) Vergangene und zukünftige Safaris wurden hoch und runter diskutiert und man merkte, dass hier fünf begeisterte Safari-Enthusiasten am Tisch sassen (wobei sich die Birding-Gespräche auf Jay, Andrew und Flo beschränkten). Essen, Drinks und Stimmung war alles super!

Neighbourgoods Market
Neighbourgoods Market

Da am folgenden Tag unser Flug erst abends um 20 Uhr wieder Richtung Frankfurt startete, hatten wir fast noch den ganzen Samstag zu Verfügung. 

Wir starteten einen neuen Versuch und fuhren nochmal zum Neighbourgoods Market und dieses Mal hatte er auch tatsächlich offen. Wir erfuhren, dass der Markt jeweils jährlich eine Sommerpause macht und deshalb vor drei Wochen noch zu war. Wieder etwas gelernt.

Jay und Jan waren spontan auch dabei und so probierten wir uns zu viert durch den Food Market, stöberten nach Schmuck und sonstigen skurrilen Sachen und hatten schliesslich noch Dessert und Drinks auf der coolen Dachterrasse bei bestem Wetter. 

Den Nachmittag verbrachten wir damit, unsere Koffer erst einmal komplett aus- und dann wieder neu sortiert einzuräumen. Irgendwie passte am Ende tatsächlich alles rein, auch wenn wir beide nun an der zulässigen Gewichtsgrenze waren. Zum Glück durften wir für die Aktion Jays Wohnzimmer in Anspruch nehmen und mussten nur aufpassen, dass die Hunde nicht alles einmal abschlabberten oder sich selbst in den Koffer legten. 

Irgendwann hiess es dann auch Abschied nehmen und wir machten uns auf Richtung Flughafen - einerseits traurig, dass diese schöne Reise schon am Ende angekommen war und andererseits auch sehr dankbar und froh über all die wunderbaren Momente, die wir auch dieses Mal wieder in Südafrika erleben durften. 

 

Im nächsten Artikel machen wir dann natürlich mit der korrekten Reihenfolge weiter. Somit könnt ihr euch im nächsten Artikel auf unsere Erlebnisse aus den Drakensbergen freuen. 

 

Liebe Grüsse,

Anika

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