Im Januar fahren wir vom Hluhluwe-Imfolozi Nationalpark weiter in ein Land, welches wir zuvor noch nie besucht haben: Swaziland.
Die Einreise nach Swaziland ist angenehm freundlich, unkompliziert und dauert keine 20 Minuten. Bis ins Ezulwini Valley sind es dann nochmals gut 150km durch ein spezielles Land. Man spürt hier die Gegensätze von reich und arm direkt nebeneinander viel stärker als in den meisten anderen Ländern im südlichen Afrika. Auf der spärlich befahrenen Hauptstrasse überholen uns mehrfach deutsche Luxus-Karossen in hohem Tempo, während links und rechts einfachste Hütten und Zuckerrohrfelder die Strasse säumen.
Aufgefallen sind uns auch all die Plakat-Kampagnen im Kampf gegen Malaria, Hepatitis, Tuberkulose, HIV und anderen Geschlechtskrankheiten, in vielen Toiletten liegen gratis Kondome bereit. Unsere Unterkunft liegt im Tal des Königs, dem Ezulwini Valley. Hier sieht alles wieder etwas «südafrikanischer» aus, unweit unserer Unterkunft gibt es die «einzige» Mall Swazilands mit dem üblichen Woolworth Food, Mugg & Bean, Debonairs Pizza und seit neustem sogar einem KFC, vor dem sich die Autos am Drive-In stauen.
Der Blick von unserer Unterkunft, dem Mogi Boutique Hotel, reicht wunderschön über das ganze Tal, eigentlich… Nur staunen wir nicht schlecht, als wir bei dem gebuchtem sehr hübsch eingerichteten «Deluxe Room», notabene die teuerste Kategorie, nicht etwa diese Aussicht geniessen dürfen, sondern ein Zimmer mit Aussicht auf den Parkplatz, sorry, «Mountain View» haben. Berge sieht man, wenn man ganz nah am Fenster steht und hoch schaut, während sämtliche Leute direkt davor durchlaufen, da das Zimmer am Weg zwischen Haupteingang und «Office» liegt. Die nicht vorhandene Aussicht ist allerdings zu Beginn das geringste Problem – zunächst wird nämlich den ganzen ersten Tag mit einem Bagger und einem riesigen Lastwagen auf dem Parkplatz irgendwelche Baumaterialien herumgefahren für eine Baustelle weiter oben am Hang. Als ob das nicht genug wäre, wird die nächsten drei Tage vor unserem Zimmer noch hämmernd eine neue Stein- & Holzpflockabgrenzung erstellt, während sämtlich Mitarbeiter den Platz vor unserem Fenster als Pausen- und Plauderraum benutzen.
Wir versuchen natürlich zu intervenieren und ein anderes Zimmer zu erhalten, es sind aber sämtliche anderen Zimmer resp. guten Zimmer besetzt mit Business-Gästen. Die Reklamationen und Hinweise stossen nicht auf viel Verständnis, das Zimmer sei schliesslich so gross wie auf den Fotos und habe die gleiche Ausstattung wie die Zimmer in den Garten (nur hat man dort eine schöne Aussicht mit Terrasse, mit der natürlich Werbung gemacht wird…). Wir erhalten schliesslich noch 15% auf den Preis Ermässigung, aber selbst das ist eigentlich noch viel zu viel für das Gebotene.
Trotz dem lärmigen Zimmer und dem eher schlechten Wetter, wollen wir uns noch ein wenig Swaziland anschauen. Am ersten Tag machen wir endlich eine Canopy-Tour, die im ca. 45min entfernten Malolotja NP angeboten wird. Zum Nationalpark geht es via Mbabane, der Hauptstadt Swazilands, auf einem Highway die Hügel rauf und runter, so dass Heinz dauerhaft Höchstleistung lieferte bei 60km/h im dritten Gang. Dass nicht nur Heinz, sondern später auch wir, ins Schwitzen kommt, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Für diejenigen, die nicht wissen was eine Canopy-Tour ist: Man hängt einige dutzend Meter über dem Boden an einem Stahlseil und rast auf Seilrollen von einer Plattform auf die nächste, durch
Baumkronen («Canopy») und entlang von Felswänden. Das braucht vielleicht ein wenig Überwindung, macht dann aber richtig Spass. Wir sind an diesem Tag die einzigen Gäste und haben somit
zwei Guides und die ganze Tour für uns alleine. An der letzten Plattform angekommen gibt es einen kleinen Fussmarsch zum Treffpunkt, wo wir mit dem Auto wieder abgeholt und die 30min zur
Rezeption zurückgefahren werden. Dachten wir. Leider ist der Landcruiser etwa 200m weiter bergwärts stehen geblieben und die Ursache ist schnell ersichtlich: Die Antriebswelle ist gebrochen
(!). Bei der Strasse keine wirkliche Überraschung, denn es ein wirklich extrem steiniger und ruppiger Weg.
Zu allem Übel ist das Ersatzfahrzeug defekt und der einzige andere Wagen gerade in der Hauptstadt zum Einkaufen. Und während zwar noch die Sonne scheint, ziehen am Horizont gefährlich dunkle
Wolken auf - für den Abend sind starke Gewitter angesagt. Unser Guide meint lapidar «let’s start walking» und so machen wir uns auf den 12km langen Weg bergauf über Stock und Stein. Ich komme so
unverhofft noch zu einer Wanderung nachdem ich bei der Abfahrt noch sagte, es wäre toll hier mal ein wenig zu Fuss unterwegs zu sein (ich hätte mir nur gerne Zeit und Ort selber ausgesucht). Ani
ist hingegen gar nicht begeistert und leicht unterzuckert/dehydriert, was nicht unbedingt am Wandern an sich liegt, sondern daran, dass wir einfach nicht darauf vorbereitet sind, seit dem
Frühstück nichts mehr gegessen haben (mittlerweile ist es nach 15 Uhr) und auch weder Essen noch Trinken bei uns haben. Nach Funkkontakt hin und her mit dem Main Office schafft es unser Guide
immerhin, dass das «Einkaufsauto» möglichst rasch umdreht und uns abholen kommt, aber das dauert trotzdem.
Nach etwas mehr als einer Stunde dann die Nachricht, dass das Auto bald da wäre. Als wir endlich den Ort erreichen, an dem eine Quelle über die Strasse fliesst, beschliessen wir etwas davon zu trinken und die letzten 15 Minuten auf das Auto zu warten. Selten sind wir so froh, einen klapprigen Mahindra-Pickup zu sehen wie hier, als das Fahrzeug dann angeholpert kommt. Zurück im Office/Restaurant wird uns noch je ein zuvor bestelltes «Toasted Sandwich» gebracht (im Tourpreis inbegriffen), es schmeckt ausgezeichnet (oder waren wir so hungrig?). Es gibt eine Entschuldigung, aber erst auf meinen Hinweis, dass man uns zumindest etwas zu trinken offerieren könnte, wird dann auch wirklich gehandelt und uns Säfte und Wasser gebracht. Trotz cooler Tour und nettem Guide, Trinkgeld gibt es dafür definitiv keines. Wir fahren wieder zurück in die Unterkunft, sehen auf dem Weg noch einen unschönen Unfallwagen im Strassengraben und sind froh, heil zurück im Hotel zu sein. Zum Abendessen gibt es Debonairs-Pizza, da wir keine Lust verspüren gross Essen zu gehen. Ausserdem hat mittlerweile das angekündigte Gewitter eingesetzt.
Den darauffolgenden Tag bleibt es weitgehen trüb und regnerisch. Wir statten dem beliebten «Swazi Candles Center» in Malkerns einen Besuch ab, wo es neben den kreativen Kerzen auch diverse andere Craft Shops und Verkaufsstände gibt. Sehr hübsch gemacht und definitiv einen Besuch wert. Es hat ausserdem recht abgekühlt, so dass sich eine Katze entscheidet, es sich auf unserer (warmen) Motorhaube gemütlich zu machen. Einige Streicheleinheiten später will sie nicht mal dann von Heinz klettern, als der wir das Auto starten.
Danach gibt es noch einen Abstecher zu den Mantenga Falls (Kostenpunkt 50 Emalangeni pP = 3,50€). Beim Parkplatz wartet ein älterer Herr in Gummistiefel auf uns, der mit Stock bewaffnet (gegen Affen, Krokodile und Leoparden) uns zum oberen der beiden View Points führt. Ein wirklich schöner kleiner Aussichtspunkt und recht viel Wasser im Wasserfall, nach den Regenfällen der letzten Nacht, sind der Lohn. Anika beschliesst danach, dem Guide statt Geld einige Esswaren und Getränke zu geben, worüber sich dieser riesig freut, sich mehrfach und ausgiebig bedankt und auch gleich mit dem Verzehr beginnt. Uns scheint diese Form der Bedankung teilweise fast besser als ein Trinkgeld.E
Ich sehe mir noch den unteren, näheren Aussichtspunkt an, entdecke leider keine Krokodile und deshalb verlassen wir die Fälle nach etwa einer Dreiviertelstunde wieder. Verzichtet haben wir auf einen Besuch des «Cultural Village, inkl. Traditional Dance» (kostet einiges extra), was am Gate zu Unverständnis führte. Wir konnten allerdings einige Blicke erhaschen und glauben, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, diese Pseudo-Traditions-Dörfer und Touristen-Bespassung trifft unseren Geschmack nicht.
Über die Route nach Nelspruit, und zu unserer nächsten Unterkunft im Marloth Park, diskutieren wir einige Zeit. Mangels Zeit und Risikobereitschaft wählen wir dann die «langweilige» Route aussenherum via Oshoek/N17 anstatt die «schönere» Passstrasse mit dem Grenzübergang bei Josefsdal (R40). Gemäss diversen Berichten, Google Maps und auch Einheimischen seien die 20km von Piggs Peak nach Josefsdal in miserablem Zustand, besonders nach Regenfällen. Da es vor unserem Aufenthalt zwei Tage geregnet hat, ist uns das für einmal zu viel Abenteuer.
In Nelspruit stocken wir unsere Vorräte für die nächsten drei Tage «Glamping» im Marloth Park auf. Das Kunstwort Glamping steht für «Glamorous Camping» und stiess vor allem bei Anika auf grosses Interesse. Der Marloth Park ist eine Mischung aus Game Reserve und Feriensiedlung, in dem man Parzellen kaufen und bebauen kann, um diese für private Ferienhäuser, Lodges, Guest Houses oder halt eben auch Campsites zu nutzen. Im diesem Gebiet laufen Tiere wie Zebras, Giraffen, Gnus, Impala oder Warzenschweine frei herum, ausserdem grenzt es an den Crocodile River wo sich nördlich davon der Krüger NP befindet. Auf den ungefähr 2000 ha gibt es total etwa 4500 solcher Parzellen, es gibt Supermärkte, eine Tankstelle, Fahrradverleih, View Points und auch sonst so ziemlich alles was man so braucht. Unser Campingplatz, Jackalberry Ridge, bietet uns einen Unterstand, mit angebautem Häuschen für WC und Aussen- & Innendusche, eine Feuerstelle sowie einen kleinen Privatpool! Da schlafen in Heinz für uns äusserst angenehm ist und wir unsere fahrende Küche sowieso dabei haben, passt diese Art von Camping perfekt für uns (und günstig ist es auch noch, wir bezahlen pro Nacht R400/knapp 30€). Erst abends beim Grillieren wären wir froh um eine richtige Hütte: Hunderte Fliegen umgeben unser Essen und lassen sich durch nichts vertreiben. Wir flüchten deshalb mitsamt Teller in Heinz und essen drinnen, es ist ja nicht das erste Mal. Die Luft ist schwül-heiss und vollkommen windstill, es will einfach nicht abkühlen. Auch nach 20 Uhr sind es bestimmt noch 32-33°C, in Heinz vermutlich einige Grad mehr, wir schlafen unruhig und morgens ein wenig länger als sonst.
Um zehn Uhr geht es bei schönstem Wetter in den nahgelegenen Krüger Park via Crocodile Bridge, wo uns als erstes am Gate ein SANParks-Mitarbeiter äusserst harsch mitteilt, wir dürften als Tagesbesucher keinen Alkohol mit in den Park nehmen! Das haben wir total verschwitzt, in unserem Kühlschrank steht eine angefangene Flasche Amarula und ein Bier. Der Mitarbeiter lässt partout nicht mit sich diskutieren und will die Flaschen ausgehändigt bekommen (wohl um sie selber zu trinken?), was mich ziemlich auf die Palme bringt. Ich laufe deshalb zur Reception und lass dort die Getränke zurück, um sie beim Verlassen wieder zu holen. Dort kann man nicht garantieren, dass die Getränke am Abend noch dort seien, eine Quittung oder ein Beleg will man mir nicht aushändigen und so frage ich nach den Namen der Mitarbeiter, worauf eine freundliche Frau hinter dem Tresen meint, ich könne die Sache in einer Tüte unter ihren Tisch stellen. Um es vorweg zu nehmen: Die Sachen sind abends noch da, mühsam fanden wir es trotzdem.
Dann geht es aber endlich in den Park! Die ersten Kilometer nach Crocodile Bridge sind vielleicht die schönsten und tierreichsten im ganzen Krüger, es tummeln sich dort fast immer Zebras, Giraffen und Gnus und bei uns gesellen sich auch noch Rhinos dazu. Über einige Nebenstrassen inkl. Elefantenherden geht es nach Lower Sabie, wo wir den Mittag auf der Terrasse verbringen. Unglaublich wie schön ruhig es jetzt hier ist, nachdem über Weihnachten die Hölle los war und man (tagsüber) ewig auf einen freien Platz warten musste. Nach dem gemütlichen Mittag geht es noch nach Skukuza. In Sachen Tiersichtungen ist für diese «Paradestrecke» aber äusserst wenig los. Es ist wirklich heiss um 14-15 Uhr, eine typische Hitze 1-2 Tage vor einem grösseren Gewitter. Um in der Nacht besser schlafen zu können, kaufen wir uns noch einen kleinen Ventilator mit Zigarettenanzünder-5V-Anschluss, den wir in Heinz im Zelt aufhängen können und der uns trotz Geräuschkulisse viel angenehmere Nächte beschert. Über einige Nebenstrassen fahren wir zurück zum Parkausgang und haben dann doch noch eine tolle Sichtung. Wildhunde kommen uns auf der Hauptstrasse entgegen. Noch vor dem Sonnenuntergang sind wir wieder zurück, es wird grilliert und gegessen wieder in Heinz, die Fliegen sind natürlich immer noch genauso zahlreich. Mit dem Ventilator schlafen wir dafür friedlich ein.
Am nächsten Morgen ist klar: Heute fahren wir beim alternativen Eingang, dem Malelane Gate, in den Krüger rein und hoffen auf freundlichere Mitarbeiter. Die Hoffnung ist berechtigt und am Gate werden wir äusserst freundlich empfangen und begrüsst, das Prozedere dauert 10 Sekunden und dann sind wir auch schon im Park. Wir möchten heute gerne nach Pretoriuskop, da wir das Camp bislang noch nicht kennen. Auf der Voortrekker Road (H2-2) ist allerdings wenig bis gar nichts los und auch von der Vegetation/Landschaft her könnte es attraktiver sein. Im Shop von Pretoriuskop kaufen wir ein paar Snacks und Getränke und fragen uns, wieso ausgerechnet ein Wimpy als Franchise-Restaurant dort im Camp platziert ist. Wir haben Wimpy in Südafrika sicher dreimal eine Chance gegeben, aber können dem Fastfood-Essen dort wirklich gar nichts abgewinnen. Wir legen noch einen Stopp auf dem Mathekanyane/«Sandfloh» ein für das obligate Krüger-Foto und geniessen die Aussicht. Die restliche Runde geht ähnlich wie tags zuvor via Skukuza und Lower Sabie, sichtungstechnisch geht es dann aber Schlag auf Schlag: Gleich nach dem Nkuhlu Picnic-Spot kommen uns zwei Löwinnen entgegen, die es auf die Impala dort abgesehen haben. Sie laufen unbeeindruckt und zielstrebig neben unserem Auto vorbei und setzen ein-, zweimal zum Sprint an, erwischen aber vorläufig nichts. Da wir die ganze Zeit auf der Hauptstrasse im Rückwärtsgang unterwegs sind, wundern wir uns darüber, dass wir über 10 Minuten diese Sichtung komplett für uns alleine haben und aus beiden Richtungen kein Verkehr kommt. Als die Löwinnen dann langsam in den Büschen verschwinden (noch immer den Impalas hinterher) und erste Autos ankommen, verlassen wir den Schauplatz wieder. Als wir einige Büffel und Elefanten im Sabie River und an Wasserlöchern beobachten und uns mit anderen Reisenden austauschen, erfahren wir, dass wenige Kilometer weiter ein Leopard gesichtet wurde und eine ganze Löwenfamilie mit Jungen kurz vor dem Lower Sabie Camp direkt neben der Strasse herumliegen würde. Und tatsächlich, keine zehn Minuten später stellen wir uns zu den anderen Autos zum Leopardenbeobachten – leider hat er sich gerade recht tief ins Gebüsch verzogen, so dass man nicht mehr den besten Blick hat. Wir beschliessen es bei den Löwen zu versuchen, da es auch schon recht spät geworden ist, in gut einer Stunde müssen wir aus dem Park sein bei noch knapp 40km zum Fahren. Die Löwen sehen wir dann nur wenn die Jungen im hohen Gras den Kopf heben. Wir würden gerne länger bleiben, aber die Zeit drängt. Mit fast immer 50km/h fahren wir dem Gate entgegen, legen keine Stopps mehr ein, sind aber auch schon sehr zufrieden mit den Sichtungen der letzten Stunde. Als wir die offenen Grasflächen bei Crocodile Bridge wieder erreichen (fünf Minuten vor Gate -Schliessung) kommt es sogar noch besser: Direkt in der schönsten Sonnenuntergangsstimmung gehen zwei Rhinos am Horizont entlang, was für ein herrliches Bild! Ein bisschen zu spät, aber problemlos, verlassen wir den Park und wir sind beide richtig happy. Ebenfalls gute Laune hat der Parkmitarbeiter am Gate, der die zehn Minuten zu spät überhaupt nicht schlimm findet. Als wir ihm ein kühles Getränk (nichtalkoholisch!) anbieten und ihm den Grund für die Verspätung erzählen, teilt er unsere Begeisterung – die Big 5 innert weniger als zwei Stunden gesehen zu haben, und Löwen gleich zweimal, sowas erlebt man selbst auf geführten Drives in privaten Reservaten nur selten.
Nach drei Tagen Glamping kommt nun noch ein persönliches Highlight für mich, welches schon seit den ersten Südafrika-Reisen auf meiner To-Do-Liste steht: Wir haben zwei Tage richtigen Luxus vor uns im wohl berühmtesten Private Game Reserve Südafrikas, dem Sabi Sands. Aus den zahlreichen Camps haben wir das Nottens Bush Camp ausgewählt, dass im südlichen Teil befindet und uns persönlich vom früheren Motswari-Manager empfohlen wurde. Mit acht Suiten und R4500 (340€) pro Tag/Person gehört der Familienbetrieb zu den kleineren und «günstigeren» Camps, die sich mehr auf die Atmosphäre, die Game Drives und die Gastfreundschaft besinnen als allen möglichen Luxus zu bieten, wobei letzteres ziemlich relativ ist. Für uns ist es sehr luxuriös, im Vergleich zum Campen sowieso. Die Anfahrt nach Nottens führt uns durch den Krüger, was bedeutet, dass wir nochmals am Crocodile Gate rein müssen. Wir hoffen auf den freundlichen Mitarbeiter vom letzten Abend und tatsächlich, er freut sich uns zu sehen, wünscht uns einen schönen Tag und winkt uns durch, ohne auch nur unser Permit anzusehen oder sonst was zu fragen… Es gibt also doch mehr freundliche als griesgrämige Mitarbeiter im Krüger.
Via Paul Kruger Gate geht es wieder aus dem Park raus, um kurz danach ins angrenzende Sabi Sands Reserve zu fahren. Trotz der zaunfreien Nachbarschaft gibt es nur einen separaten Eingang für das Camp. Viel Bodenfreiheit ist an dieser Stelle angenehm, man merkt, dass hier hauptsächlich Safari-Fahrzeuge und Trucks unterwegs sind. Es sind kaum andere privaten Fahrzeuge auf den Wegen, die allermeisten Gäste im Reserve werden eingeflogen oder haben die Abholdienste der Lodge gebucht – dementsprechend ungewöhnlich und lange dauert das administrative Formular-Ausfüllen und Auto-Durchsuchen am Gate.
Im Camp werden wir sehr freundlich empfangen und zu unserer Suite geführt, anschliessend geht es zum üppigen Lunch/High Tea und darauf gibt es den ersten Game Drive. Zu uns stösst ein in Singapur wohnhaftes junges Pärchen aus Indien, sowie zwei amerikanische Rentnerinnen. Während es für das Pärchen die erste Safari ist, verbringen die beiden Freundinnen aus den USA schon seit über 20 Jahren ihren Urlaub auf Safari und waren auch bereits in Nottens. Unser Guide und der Tracker sind beide ein eingespieltes Team, wie wir schon bald feststellen. Im Konzessionsgebiet von Nottens, welches sich zwischen den berühmten Gebieten von Sabi Sabi und Mala Mala befindet, ist die Tierdichte zwar extrem hoch, aber im dichten Grün zu dieser Jahreszeit muss man schon einiges an Erfahrung und Können aufbringen, um die all diese Tiere auch zu finden. Wir fahren über wunderschöne offene Ebenen, Flussbette und sehen bald die ersten Elefanten, viele Antilopen, Vögel und Rhinos. Gesucht wird aber eine Familie mit Löwen, die angeblich ganz jungen Nachwuchs haben, der bisher aber noch nicht gesehen wurde. Plötzlich erkennt der Tracker in der Ferne drei Geier und der Guide meint, diese drei Geier würden öfter der Löwenfamilie folgen. Wir biegen links ab und es geht querfeldein, an den Geiern vorbei, scheinbar mehrere hundert Meter einfach irgendwo durch. Aber nur scheinbar, denn plötzlich kommt ein «stop!» und links sind die Löwen im langen Gras. Unser Tracker hat sein ganzes Können bewiesen. Und was für eine Familie das ist: Wir zählen total 17 Löwen, davon drei ganz Junge, die wenige Wochen alt und zum ersten Mal mit dem Rudel unterwegs sind, allerdings ein wenig separiert von den anderen. Die Sichtung wird per Funk durchgegeben, denn auch die anderen Fahrzeuge waren auf der Suche nach dieser Löwenfamilie und werden nach uns den Anblick auch geniessen dürfen. Nicht geniessen kann es einzig die Inderin. Sie sitzt nervös auf ihrem Platz und hat fürchterliche Angst, dass einer dieser Löwen, die etwa 3-4m neben uns entspannt im Gras liegen, gleich auf sie losgehen würde, das Auto sei schliesslich offen. Dazwischen amüsiert sie die Gruppe aber auch mit Fragen, ob dies nun Tiger seien und wo denn die Löwen wären? Es habe ja keines dieser Tiere eine Mähne!
Wir verbringen fast eine Stunde bei den Löwen und geniessen, dass sich der Guide so viel Zeit bei der Sichtung nimmt und viel erklärt.
Später sehen wir noch Hyänen beim abkühlenden Bad - ein wirklich lustiger Anblick.
Ein Gewitter zieht auf, weshalb der Sundowner kurz ausfällt. Wenige Minuten nach dem leckeren Abendessen beginnt es dann auch in Strömen zu regnen und wir sind sehr froh über ein Dach über dem Kopf. Wir entdecken sogar einen Elefanten, der wenige Meter vor unserer Hütte unter dem Bäumen Schutz sucht.
Während es aus Kübeln schüttet, werden wir beim Einschlafen nochmals aus Versehen geweckt, weil Lodge-Personal wegen Medikamenten zu Gästen gerufen wurde, allerdings haben die verwirrten Gäste mit Magenproblemen ihre Hütten-Nummer mit unserer verwechselt - kann bei so viel Service auch passieren. Früh am nächsten Morgen erfahren wir beim Tee/Kaffee, dass die arme Lodge-Mitarbeiterin vom Vorabend völlig durchnässt direkt vor unserer Hütte noch fast über einen Leoparden gestolpert sei und danach vor Schock das
richtige Zimmer gar nicht mehr aufgesucht hätte.
Wir machen uns auf zum morgendlichen Game Drive und werden uns einmal mehr bewusst, weshalb dieser Ort so speziell ist: Wir sehen Nashörner, einen Löwen (dieses Mal mit Mähne), eine Gnu-Herde mit vielen ganz jungen Tieren, ein Leopardenweibchen auf Streife, dann stehen wir mitten in einer Elefantenfamilie, Giraffen, Zebras und zum Abschluss ein zwei Jahre junges Leopardenmännchen, welches das frisch gejagte Impala seiner Mutter zuerst fachmännisch enthaart und dann verzehrt. Dazwischen gab es auch viele Vogelsichtungen und allerlei Antilopen. Während diesen gut drei Stunden sind wir übrigens weder irgendwelchen Funkdurchsagen gefolgt, noch mussten wir grosse Strecken zurücklegen, es ist einfach alles «da». Wahnsinn! Die beiden Amerikanerinnen konnten deshalb, genau wie wir auch, nicht den Unmut des Guides verstehen, der laut seiner Aussage «einfach keine Büffel finden kann, die seien sonst immer da!». Was interessieren mich Büffel für die buchhalterische Komplettierung der Big 5,
wenn ich aus nächster Nähe Leoparden beim Fressen zusehen kann und auch sonst alle möglichen Tiere sehe (für die Birder: z.B. Purple-crested Turaco, Yellow-throated Longclaw, Purple Roller und sogar Narina Trogon).
Wir frühstücken ausgiebig und verzichten anschliessend auf Tagesaktivitäten bis zum Nachmittags-Game Drive aus unterschiedlich Gründen:
Anikas bei der Buchung angegebenen Wunsch, eines der weiss eingerichteten (neuen) Zimmer zu erhalten, kann aufgrund einer kurzfristigen Absage für die zweite Nacht erfüllt werden und deshalb wechseln wir das Zimmer. Dort möchte Anika einfach nur ein wenig entspannen und einen Tag Luxus geniessen.
Meine Tagesaktivität ist ebenfalls ein Sonderwunsch, aber auch erfüllbar: Ich habe nach einem Fernseher mit DSTV-Empfang im Camp gefragt und tatsächlich gibt es einen im Staff-Camp. Dale, der Manager, entschuldigt sich zwar mehrfach, dass es kein komfortabler Raum sei (einfache Hütte mit einer Steinbank), aber ich bin extrem froh, dass es das hier überhaupt gibt. Dadurch kann ich nämlich meinem Roger Federer-Fan-Sein voll nachgehen und das komplette Spiel (Australian Open Halbfinal gegen Wawrinka) schauen. Bereits die letzten zwei Wochen habe ich mich immer bemüht, zu den Spielzeiten von Federer irgendwo in der Nähe von einem Fernseher mit DSTV zu sein (alle grösseren Federer-Spiele werden in Südafrika live übertragen) oder zumindest akzeptablen Internetempfang zu haben, um irgendeinem verpixelten Stream oder Liveticker zu folgen. Runde 1 in Cape Vidal war schwierig (immerhin Livescores), Runden 2 und 3 konnte ich so halb in Swaziland schauen, vom Achtelfinal gegen Nishikori haben wir den letzten Satz im Mugg & Bean in Nelspruit mitbekommen, die Highlights vom Viertelfinal gegen Zverev habe ich im Marloth Park am nächsten Morgen gesehen und deshalb wollte ich jetzt unbedingt wenigstens den Schweizer Halbfinal sehen. Lustige Hintergrund-Info: Bereits 2001 war ich mit meiner Familie in Südafrika, als Federer in Wimbledon gegen Pete Sampras gewonnen hat (und danach gegen Tim Henmann ausschied). Diese beiden Spiele habe ich damals live in einer Bar in Kosi Bay verfolgt.
Das Spiel war klasse, der Staff äusserst freundlich, einige haben immer wieder mal reingeschaut und wollten mich dabei sogar bedienen. Da Federer am Ende auch noch gewann, war das für mich bereits nachmittags der perfekte Tag im Busch!
Passend dazu haben wir nachmittags zu viert erneut einen traumhaften Game Drive (das indische Pärchen blieb nur einen Tag): wir entdecken den mittlerweile satten Leoparden unweit von seiner Futterstelle auf einem Ast, beobachten lange ein Elefantenbaby mit seiner Herde, danach einen Löwen im offenen Gras und ein Nashorn am Revier markieren.
Auch am letzten Morgen sehen wir nochmals zwei Leoparden, einen davon entdeckt unser Tracker aus unbegreiflich weiter Distanz, weil er beim Fahren gewisse Alarmrufe von Vögeln gehört hat und ein Impala flüchten sah. Wir fahren erneut über hundert Meter ins Gelände ohne auch nur den Ansatz eines Leoparden zu sehen und plötzlich liegt er direkt vor uns im meterhohen Gras. Neben Duiker, diversen Vögeln und einem weiteren Leoparden treffen wir auch den einen Löwen vom Vortag an, dieses Mal mit seinem Bruder und einigen offenen Wunden, anscheinend waren sie in der Nacht in einem Kampf verwickelt.
Zum Abschluss von unserem wunderschönen Aufenthalt in Nottens gehe ich noch auf einen etwa zweistündigen Bushwalk. Da sonst niemand mitgehen möchte, bin ich mit unserem Guide alleine zu Fuss unterwegs und geniesse den Walk. Wir entdecken Geier und folgen ihnen so lange, bis wir tatsächlich auf die Überreste eines Impalas stossen, welches am Morgen von einem Leoparden erlegt wurde. Der Elefantenherde weichen wir aus und diskutieren viel über die Pflanzen, Erde und kleinen Tiere – überrascht werde ich noch an einem Damm, wo eine Kühlbox mit Snacks und Getränken in der Gegend herumsteht, welche extra für uns dort deponiert wurde. Sogar ein Bushwalk ist hier in der Luxus-Ausführung organisiert!
Zusammenfassend muss ich wirklich sagen, dass das Nottens Bush Camp ein super Wahl war und wir das Camp extrem empfehlen können. Was die Game Drives angeht, teilt man sich mit den Sabi Sabi-Camps das Reserve und hat dementsprechend die gleichen grossartigen Möglichkeiten vor allem Leoparden zu sehen (wir haben an zwei Tagen auf vier Drives total sechs Leoparden gesichtet!). Die Gastfreundlichkeit und auch das gemütlich Ambiente im kleinen Camp trägt sehr zum positiven Gesamterlebnis bei und wie bereits erwähnt: Auch wenn Nottens im Vergleich zu anderen Lodges im Sabi Sands GR "rustikal und basic" genannt wird, so hat man trotzdem einen vollständigen 5-Sterne Service. Zwar fehlt vielleicht der persönliche Pool, die Bibliothek, ein Weinkeller oder das Spa, aber wer wie wir mehr auf das Naturerlebnis und die Game Drives aus ist, der macht hier alles richtig und zahlt deutlich weniger (aber immer noch viel) Geld.
Anika hat während meinem Walk unsere Suite noch ein wenig genossen, so dass wir beide sehr entspannt und happy kurz nach dem Mittag Richtung Sabie weiterfahren, wo wir auf dem Weg zurück nach Johannesburg einen Übernachtungsstopp einlegen. Wir wollten bereits im Oktober auf diesem Campingplatz übernachten, hatten bereits gebucht und bezahlt, aufgrund des kalten Wetters und angesagtem Regen es aber bleiben lassen. Freundlicherweise gab man uns das Angebot, die gebuchten Nächte später zu beziehen und maximal eine Nacht zurückzuerhalten was wir bei dieser Gelegenheit ausnutzen wollen. Wir sind beim Eintreffen die einzigen auf dem Campingplatz und geniessen den schönen Abend. Da wir noch viel Fleisch haben und weder Anika noch ich nach unserem Luxus-Aufenthalt grossen Hunger haben, geben wir dem Camp Security eines unserer Filet-Stücke – worauf dieser sich glücklich mehrfach sehr bedankt und sofort auch den Grill bei seiner Hütte anwirft. Mit einem weiteren leckeren Essen, einer warmen Dusche (aber ohne warmem Abwasch-Wasser) schlafen wir aus und fahren am nächsten Tag unspektakulär-gemütlich via N4 nach Johannesburg, wo wir in «unserem» Apartment freundlich empfangen werden. Dort gibt es erstmal einiges an Wäsche zu waschen, danach geniessen wir einen spektakulären Sonnenuntergang, bestellen Pizza und plaudern mit Sibylle und Thomas bis abends spät – morgen geht es dann zum ersten Mal mit zwei Autos und der Familienreise mit meinen Eltern los. (Den Bericht dazu findet ihr hier)
Viele Grüsse
Flo
Info-Box
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gatasa (Montag, 27 März 2017 13:04)
Wieder mal ein besonders gelungener Beitrag, sowohl textlich als auch bildlich. Man hat den Eindruck, dass man selbst die Reise miterlebt.
Ich freue mich schon auf die weiteren Beiträge und Erinnerungen.