Adieu Namibia - mit unterschiedlichen Gefühlslagen verlassen wir das Wüstenland. Anika wurde nicht Fan, es ist einfach zu wenig grün. Ich fand besonders die Dünenlandschaften beeindruckend und komme gerne wieder, für meinen Geschmack dürfte es allerdings mehr Tiere geben. Die nächste Namibia-Tour muss dementsprechend inklusive Etoscha und Caprivi-Streifen sein. Auf geht es nun in den Kgalagadi (Kalahari) Transfrontier Park, wo wir ein bisschen grün und definitiv mehr Tiere erwarten, besonders Katzen sollen es sein.
Wir erhalten bereits auf der Fahrt in Namibia entlang des Auob auf der C15 einen Eindruck von dem, was uns im Park erwartet. Im trockenen Flussbetts ist es grün, die Landschaft windet sich wunderschön an diesem Vegetationsstreifen mit grösseren Bäumen links und rechts, während es einige hundert Meter weg vom Flussbett nur noch die typischen mit Gras und Büschen überwachsenen Kalahari-Wüstendünen gibt. Das Mata-Mata Gate ist leicht durchquert, der Grenzübergang aus Namibia heraus unkompliziert. Nach Südafrika rein gelangen wir offiziell erst wieder beim Verlassen des Parks, wir sind also quasi 9 Tage im "nirgendwo" zwischen Südafrika, Botswana und Namibia. Trotz den Rand-gekoppelten Namibia-$ ist es schwierig, diese an der Grenze umzutauschen und offiziell sei es den Grenzbeamten nicht gestattet. Da für uns "eine Ausnahme gemacht würde" und ich für die 210 N$ nur 200 ZAR haben möchte, klappt das dann aber doch.
Erstes Camp: Mata-Mata
Unser erstes Quartier ist im gleichnamigen Mata-Mata Camp, wir beziehen ein Riverview-Chalet. Dieses ist für SANParks-Verhältnisse überraschend hübsch und gut ausgestattet, ausserdem haben wir Sicht auf die beiden Wasserlöcher am Flussbett. Das meiste Leben in diesem Park spielt sich entlang der beiden Flüsse Auob und Nossob ab, wo in Abständen von jeweils 5-15 Kilometern Wasserstellen vorhanden sind. Auf einer ersten Nachmittags-Tour lernen wir auch einige wichtige Dinge für den restlichen Aufenthalt im Park:
- Es ist heiss, sehr heiss. Bei unserem Aufenthalt täglich über 40°. Während der Mittagszeit ist nicht viel los, in den Morgen- und Abendstunden umso mehr.
- Wasser ist wichtig, für Tiere wie auch für Menschen. Unser (Trink-)Wasserverbrauch liegt bei täglich ca. 4-5l. pro Person und exklusive sonstige Getränke.
- Die Wege im Park sind begrenzt, aber ausser den beiden Flussläufen gibt es auch nicht wirklich viele Möglichkeiten Tiere zu sehen.
- Strassenzustände sind von wunderschön angenehm über endlos wellblechig bis hin zu extrem tiefsandig, auch auf den "Hauptstrassen".
- Man muss das Camp gar nicht unbedingt verlassen, oft sieht man dort das Beste.
- Und unglaublich aber wahr: Man sieht so oft (i.d.R. täglich mehrmals) und so viele Löwen, dass man irgendwann aufhört jedes Mal Fotos zu machen und durchaus einfach mal weiterfährt, wenn 50m entfernt ein schlafender Löwe im Schatten liegt. Nicht, dass wir Löwen nicht gerne sehen würden (es sind nicht unsere Lieblingstiere, aber wir mögen Katze sehr), aber Löwen tagsüber sind oft langweiliger zu beobachten als eine Herde Impala. Und um es vorwegzunehmen, wir hatten einige wirklich tolle Löwenbegegnungen.
Beste Show vor dem Chalet
Wir sehen auf unseren knapp zwei Stunden Fahrt einen stattlichen Löwen mit schön schwarzer Mähne (mit eher vielen Autos drumherum), haben danach eine Gepardenfamilien-Sichtung fast für uns alleine und dazu viele Oryx, Springboks, Giraffen und Schakale. Zurück im Chalet werden wir schon mal davon überrascht, dass es sich vor unserer Terrasse zwei Löwenweibchen gemütlich gemacht haben. Nach dem Abendessen spazieren wir noch zu die paar Meter zum beleuchteten Wasserloch und sehen dort, dass sich die eine Löwin am Gnu-Fang des Vorabends verköstigt. Anscheinend wussten das alle und haben nur darauf gewartet, dass das Gnu wieder aus dem Versteck und Richtung Wasserloch gezogen wird, denn viele Camper haben es sich entlang des Zaunes mit Stühlen, Bier und Essen gemütlich gemacht, während etwa 50 Meter dahinter die Löwin ihr Mahl hat.
Anstatt eines Game Drives und zugunsten von Anikas Schlaf im gemütlichen Bett beschliesse ich, am nächsten Morgen einfach ab fünf Uhr auf die Terrasse zu sitzen und den Sonnenaufgang und das Treiben von da aus zu beobachten - das lohnt sich durchaus: Nebst einem badenden Hyänenrudel gibt es an den Gnu-Resten knabbernde Schakale und nach Sonnenaufgang kommen nach und nach alle Antilopen zum Wasserloch, während sich die Löwen etwas weiter weg in den Schatten der Bäume verzogen haben.
In Mata-Mata lässt es sich definitiv gut aushalten, wir wären gerne länger geblieben, das Camp war aber leider komplett ausgebucht für die nächsten Tage/Wochen (wie generell fast alle Unterkünfte im KTP, ich habe unsere Unterkünfte bereits im Januar 2016 gebucht...). Trotzdem erhält man nie diesen "überfüllt"-Eindruck und 5-6 Fahrzeuge an einem Wasserloch mit Löwen haben wir nur ein einziges Mal angetroffen - die meisten Sichtungen hatten wir für uns alleine.
Notoperation bei Heinz
Der nächste Stopp ist Nossob, also das Camp im anderen Flussbett. Wir fahren die gut 50km lange Verbindungsstrasse der beiden Flüsse über die Dünen und obwohl als "Main Roads/Accessible to all Vehicles" gekennzeichnet, wurden wir komplett durchgeschüttelt, egal ob mit 20, 30 oder 50km/h. Gesehen haben wir nicht viel, was aber in der Mittagshitze auch nicht zu erwarten war. Das Nossob-Tal ist deutlich breiter und gefühlt trockener, dort war dann allerdings bereits wieder mehr Leben - z.B. eine siebenköpfige Löwenfamilie mit Halbwüchsigen. Daneben ein toter Schakal, der angeblich einige Minuten zuvor zur Wasserstelle wollte, unvorsichtig war und von einem Löwen mit einem Prankenschlag auf der Stelle getötet wurde. Das erklärt auch das mangelnde Interesse.
In Nossob kommen wir erst spät an, dementsprechend sind die besten Campingplätze bereits weg, was uns aber relativ egal ist. Wir nehmen uns einen Platz fernab von allen anderen hinter den Ablutions-Blocks die gerade umgebaut werden und haben unsere Ruhe. Apropos Ruhe: Diese haben wir plötzlich nicht mehr auf unserer Fahrt, es quietsch bei jedem Ruckler. Erst in Nossob sehen wir, dass die Bullbar vor lauter Gerüttel auf einer Seite gebrochen ist und schief hängt. Die Bruchflächen reiben aufeinander und sorgen für das unangenehme metallische Quitschen. Wir überlegen kurz, den von der Baustelle angebotenen Schweissapparat zu nutzen, ich befürchte aber es selber höchstens schlimmer zu machen und traue meinen Schweisskünsten aus dem Werkstattpraktikum von vor 10 Jahren nicht mehr so wirklich. Mit ausgeliehenen Werkzeugen von der Baustelle und viel Klebeband wird Heinz provisorisch versorgt. Es soll tatsächlich bis Johannesburg halten.
Adventszeit in Nossob
Nach dieser Notoperation sind wir an der Reihe mit versorgt werden, feiern beim Feuermachen noch den ersten Advent und schreiben bei dieser Gelegenheit auch noch die Weihnachtskarten. Ob alle angekommen sind, wissen wir noch heute nicht, letzte Woche erst erreichte die Weihnachtspost die Familie in Basel...
In Nossob gibt es einen tollen Hide am Wasserloch, auch dort kann alles mögliche beobachtet werden, diverse Raubvögel, Mangusten, Schakale und vieles mehr. Wir reisen allerdings auch schon am Morgen weiter, denn jetzt geht es für zwei Tage richtig in die Wildnis nach Gharagab in ein Wilderness Camp. Wir stocken noch mit unseren Vorräten auf (vor allem viel Wasser), denn die nächsten Tage haben wir keinen Shop.
Gharagab Wilderness-Camp
Auf dem Weg dahin durchqueren wir noch eine Stelle an der es kurz davor kräftig geregnet haben muss - alles ist grün, blüht und die Herden von Gnus und Springboks sind zu Hundertschaften da.
Zehn Kilometer weiter ist alles wieder trocken-gelb wie gehabt, unglaublich wie lokal sowas sein kann. Die letzte Stunde Anfahrt zum Camp ist nur für Gäste mit Reservation und 4x4-only. Die Fahrt ist nicht anspruchsvoll, aber bei den Fahrten über die sandigen und manchmal steilen Dünen würde man ohne 4x4 wohl öfter feststecken. Im Camp werden wir freundlich von Eric empfangen, er ist dort der "Hüttenwart" resp. Camp Attendant. Er erwähnt beiläufig, dass wir vorsichtig sein sollen, weil "da unten übrigens die Löwen sind" und ich denke "ah, beim Wasserloch", kann sie aber nicht entdecken. Erst als es mir genauer gezeigt wird, sehe ich, dass mit "down there" unter den Hütten gemeint war. Die werde allerdings zur Zeit nicht besetzt, unsere sei die übernächste.
Solar- vs. Gaskühlschrank in der Hitze
Während ich von der Hütte begeistert bin (inkl. Dusche, Toilette und Küchenzeile) sowie genialer Aussicht auf das Wasserloch mag Anika sich nicht wirklich mit den Lebewesen um und vor allem in den Hütten anfreuden. Die Löwen sind dabei egal, es geht mehr um die ganzen Mäuse und Eidechsen, mit denen wir uns die Unterkunft teilen müssen. Sie entscheidet sich deshalb lieber in Heinz zu übernachten, da weiss sie wenigstens was sie hat.
Ich bin dagegen richtig froh über Heinz' Solarpanel, denn dem gasbetriebenen Kühlschrank ging wohl irgendwann das Gas aus und kühl war da nicht mehr viel, auch nach Gasflaschenwechsel hilft alles nichts. Draussen sind es 46°C (Gharagab sei laut Eric der heisseste Ort im KTP), in der Hütte vielleicht auch ein paar Grad mehr und der Gas-Kühlschrank vielleicht bei 25°C. Unser Heinz-Kühlschrank läuft dafür auf vollen Touren und wir sind sehr froh darüber kühle Getränke zu haben und unsere Vorräte behalten zu können. Pasta ohne Käse (Flo) oder Ketchup (Ani) wäre eine halbe Katastrophe... Unsere Camp-Nachbarn haben für die zwei Tage eine kleine Kühlbox und Dosen-Essen und machen am nächsten Tag in der Mittagshitze eine Autofahrt. Nicht um etwas zu sehen, sondern weil sie dort eine Klimaanlage haben.
Löwen als Camp-Mitbewohner
Wir kommen bei der Ankunft schnell mit den freundlichen Nachbarn ins Gespräch, ein älteres Paar aus Adelaide (Eastern Cape). Von ihrer Terrasse aus kann man die Löwen daneben prima beobachten (oder die Löwen beobachten uns) und wir sehen ab dem späten Nachmittag die ganze Familie inkl. Löwenjunge am Spielen und am Wasser trinken, auch Papa Löwe gesellt sich dazu. Wir vergessen fast unseren Sundowner und das Essen vor lauter Begeisterung. Glücklicherweise werden wir diese Löwenfamilie die ganzen zwei Tage jeweils morgens und abends beim Trinken und Spielen beobachten können, auch ein-zwei halbherzige Jagdversuche sind dabei und als am zweiten Abend ein weiteres Löwenmännchen dazustösst, legen sie nachts zum grossen Gebrüll los. Sowas aus kürzester Distanz und in der Dunkelheit zu erleben geht durch Mark und Bein, es ist wahnsinnig intensiv und vor allem laut! Während man tagsüber 20 Meter neben den schläfrigen Löwen problemlos vorbeilaufen kann und dabei kein ungutes Gefühl hat, so gehe ich nachts auch die nur zwei Meter zu Heinz mit einem mulmigen Gefühl solange ich nicht sicher weiss, wo sämtliche Löwen gerade sind.
Die zwei Tage im Niemandsland sind sehr speziell und vor allem auch heiss, extrem heiss. Zwischen 10 und 16 Uhr kann man ruhig im Schatten sitzen und die Schweissperlen laufen trotzdem am ganzen Körper herunter. Das führt uns zur Entscheidung, auf der Rückfahrt via Nossob statt für 2 Nächte Bitterpan (einem weiteren Wilderness Camp) nach Twee Rivieren umzubuchen, wo noch ein Chalet mit Klimaanlage frei ist, das Camp einen Pool hat und die Höchststemperaturen ein paar Grad niedriger sind ;)
Fledermäuse in Twee Rivieren
Es ist zwar eine sehr lange Tagesfahrt über viele weitere holprige Kilometer, aber erleichtert kommen wir im gekühlten Chalet an und sind erstmal ein bisschen geschockt. Ich wusste zwar von den Fledermäusen in Twee Rivieren, aber sämtliche Betten und die Küche sind voller Fledermaus-Hinterlassenschaften, dazu liegt eine halbtote Fledermaus im Eingang auf dem Boden. Das akzeptieren wir nicht und reklamieren eine andere Unterkunft. Wir erhalten ein Familienchalet, auf den ersten Blick besser. Als dann nachts allerdings die Fledermäuse einem im Chalet um den Kopf schwirren, wird es uns zuviel, wir wechseln rüber zu Heinz. Am nächsten Morgen sehen wir die Fledermäuse überall - im Waschbecken, an den Wänden, eine tote am Boden und auch die Fledermauskacke liegt da, wo unsere Kopfkissen waren. Auch die zweite Nacht schlafen wir in Heinz, während wir tagsüber die Klimaanlage ohne Fledermäuse geniessen. Abends davor plaudern wir noch mit einigen südafrikanischen und amerikanischen Alt-Hippies auf dem Campingplatz, amüsant was man hier für Leute kennenlernt, auch den netten Nachbarn von Gharagab begegnen wir nochmals.
Erste Reifenpanne mit Heinz
Wir verlassen Twee Rivieren und versuchen es nochmals mit zwei weiteren Camps, zuerst Urikaruus und anschliessend Kieliekrankie. Vorher reklamieren wir aber noch bei SANParks wegen den Fledermaus-Unterkünften und siehe da, der Reklamation wird stattgegeben und wenige Tage später überweist uns SANParks tatsächlich den kompletten Betrag der beiden Nächte zurück. Es wäre uns aber lieber, sie würden sich um die Fledermaus-Problematik kümmern, ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand sowas okay findet.
Das Wilderness-Camp in Urikaruus ist dafür richtig klasse. Uns gefällt auch das Auob-Tal deutlich besser. Wir verpassen zwar die Geparden am Wasserloch, aber die Hütte ist prima: ein Schlaf-Hüttencontainer und ein Koch-Hüttencontainer, beides auf Stelzen gebaut und mit je einem Balkon, der Kühlschrank funktioniert und der Venti über dem Bett hilft gegen die Hitze, mittlerweile hat sich das Wetter auch ein wenig abgekühlt. Für den folgenden Tag sind wir dann wieder so fit, dass wir auch tagsüber nochmals recht weit bis fast nach Mata-Mata fahren, diverse Löwensichtungen haben, viele Eulen sehen, wunderschöne Bienenfresser aus nächster Nähe beobachten und dann... ja und dann haben wir nach dem Umdrehen kurz vor dem 14th Borehole unsere erste Reifenpanne. Der rechte Hinterreifen ist geplatzt, wir sind auf den Felgen und können keine zwei Meter weiterfahren. Es hilft nichts, wir müssen an Ort und Stelle das Rad wechseln. Leider kommt genau jetzt kein anderes Auto durch, wir wissen nämlich, dass wenige hundert Meter weiter vorne das Löwenrudel auf der Hinterfahrt herumlungerte und als uns Giraffen, Oryx, Strausse und Springbok rennend aus dieser Richtung entgegenkommen, hält Anika Löwenwache während ich versuche, den Radwechsel möglichst schnell hinzubekommen. Für die Formel 1 hätte es nicht gereicht, aber nach etwa zehn Minuten können wir weiter und selbstverständlich sind alle Löwen noch da, jetzt allerdings verteilt unter verschiedenen schatten-spendenden Bäumen.
Im Sand steckengeblieben
Ein paar Kilometer weiter sehen wir den nächsten Löwen, diesmal ein stattliches Männchen, der so gechillt unter dem Baum liegt, dass die ganzen Antilopen nicht weit daneben in aller Ruhe vorbeilaufen und ihn nur teilweise beachten. Um die nächste Kurve herum stehen dann zwei Autos plus diverse Leute drumherum die ausgestiegen sind. Ein aufgeregter Mann fragt uns ob wir 4x4 hätten und als wir bejahren ist er riesig erleichtert. Er ist mit seinem VW Amarok (ein vergleichbarer Pick-Up wie unser Heinz, aber 2x4) stecken geblieben hinter einem Suzuki-SUV, der vor ihm wegen Giraffen angehalten hat, natürlich genau an der Stelle, wo der Sand am tiefsten ist. Kein Problem, wir helfen natürlich und ziehen erst den VW raus, der nach 20m bereits wieder feststeckt. Ich sage ihm dann, er solle doch einfach mit 40 Sachen im 2. Gang durchbrettern und nicht zuviel lenken und davor die Luft aus den Reifen noch mehr rauslassen, es würde für mich nicht nach 1.5 bar aussehen, worauf er ein bisschen genervt antwortet "I know that, I work here!" und dass er normalerweise mit seinem Landcruiser im Park sei. Nun gut, ziehen wir ihn ein zweites Mal heraus, dieses Mal gut 200m weg von der tiefsandigen Stelle. Ein kurzes Danke und er ist weg, scheinbar ziemlich im Stress. Das andere ältere Paar im Suzuki ist total unsicher und fragt nach dem Rausziehen, ob wir ihnen durch den Sand nochmals ein paar Kilometer Richtung Mata-Mata folgen könnten, damit wir helfen könnten falls sie gleich nochmals steckenbleiben? Wir sind zwar gerade aus dieser Richtung gekommen, aber weil das Wenden auf der Sandpiste sowieso mühsam ist, beschliessen wir bis zum nächsten Wasserloch zu folgen, drehen dort und verabschieden sie wieder.
Elende Giraffen...
Als wir wieder zur Tiefsand-Stelle kommen hält dort tatsächlich bereits wieder ein Auto, diesmal ein VW Polo. Diese elenden Giraffen am Strassenrand! Bevor die jungen Franzosen überhaupt kapiert haben, dass sie feststeckt (immer noch gebannt am Giraffen angucken), fragen wir ob wir sie rausziehen sollen. Er verneint, probiert loszufahren und gräbt sich vorwärts und rückwärts ein - war klar. Also das ganze Rausholprozedere nochmals. Der Franzose steht dabei eher hilflos herum, am Steuer jetzt seine Freundin, die zumindest besser Englisch versteht. Trotzdem fahren wir rasch weiter, denn mittlerweile haben wir über drei Stunden hier vertrödelt und wollten eigentlich nur einen kurzen Game Drive machen, bevor wir im nahen Kieliekrankie-Wilderness Camp einchecken. Unterwegs kommen uns noch einige Autos vorbei, bei denen wir denken "hoffentlich halten die bei den Giraffen nicht an", aber wir hätten wahrscheinlich noch den ganzen Nachmittag dort Autos herausziehen können. Die deutsche Gruppe im High End-Avis-4x4-Bushcamper, denen wir dabei mehrmals begegnet sind, machte übrigens weder bei unserer Reifenpanne noch beim Rausziehen aus dem Sand irgendwelche Anstalten zu helfen. Sie fuhren wortlos vorbei resp. warteten in einigem Abstand seelenruhig in ihrem Auto, vielen Dank auch. Die hätten sogar eine Seilwinde gehabt, aber scheinbar sonst keinen Plan.
Abschied vom KTP
In Kieliekrankie angekommen, übergeben wir dem Camp Attendant noch ein Mitbringsel aus Urikaruus (div. Softdrinks, uns wird öfter mal etwas für das nächste Camp mitgegeben). Er heisst ebenfalls Eric und wundert sich, dass wir für die 30km so lange gebraucht haben. Wir erzählen ihm von unserem Nachmittag und er meint nur, dass das zur Zeit oft vorkomme, es sei halt sehr sandig und viele Autos seien nicht wirklich dafür gemacht hier gross herumzufahren.
Kieliekrankie liegt zwischen den beiden Flüssen hoch oben auf einer Düne, die Landschaft überblickend. Das Wasserloch ist recht weit entfernt und Tiere lassen sich hier eher weniger blicken, wir hören von ihm, dass letzte Nacht aber eine Hyäne da gewesen sein soll. Wir bleiben aber nicht lange auf der Terrasse, es weht ein sehr starker Wind über den Dünenkamm. Die Hütte ist ganz hübsch gemacht, deutlich besser von der Hitze geschützt und auch der Kühlschrank funktioniert. Nur hat leider der Gasbrenner ein Leck, was man in der Küche riechen kann. Für den einen Tag ist mir das egal, wir lassen die Fenster einen Spaltbreit offen und es zieht sowieso stark durch die ganze Hütte, aber wir geben tags darauf Bescheid.
Wir verlassen am nächsten Morgen das Camp zeitig und gehen bei Twee Rivieren erstmal wieder zur Immigration, wo wir erneut nach Südafrika einreisen, was sehr unkompliziert und rasch verläuft.
"Back Home" nach Joburg
Die Tagesroute führt uns über die R31 nach Kuruman, wo wir eine Camping-Nacht einlegen, bevor es tags darauf zurück nach Johannesburg geht. Als wir auf die R31 abbiegen und die ersten Kilometer auf extremer Pothole- & Wellblechpiste fahren, befürchten wir schon, dass es bis Kuruman so weitergehen würde. Nach rund 20km ist die Sandpiste dann aber wieder in Ordnung und 100km vor Kuruman wechselt es wieder auf Teerstrasse. Kuruman ist vermutlich die dreckigste Stadt in ganz Südafrika, der wir bisher begegnet sind. Es liegt überall dermassen viel Müll herum, so dass wir froh sind, in der Red Sands Country Lodge ein paar Kilometer ausserhalb unser Quartier zu haben. So lässt es sich mit Heinz fast am besten Reisen: WC/Duschen, Spülbecken, Tisch und Bank an einem private Campsite, alles sauber und top!
Am nächsten Tag fahren wir ganz viel N14, was keine schöne oder spannende Strecke Richtung Johannesburg ist, dafür hält sich der Verkehr in Grenzen. Wir merken, dass es in einigen Gebieten bereits wieder gut geregnet hat, es grünt immer mehr entlang der Strasse. Bald sind wir wieder zuhause - so fühlt es sich zumindest an, als wir wieder nach Johannesburg hereinfahren und fast die Hälfte unserer Tour hinter uns haben. Es ist 6. Dezember und Nikolaus - Zeit für ein wenig Schokolade, die man bei 20-25° in Joburg einfach viel besser essen kann, als bei 46° in der Wüste.
Für mich waren die Tage in der Kgalagadi definitiv eines der bisherigen Highlights der Reise und diesen Park möchte ich ein anderes Mal unbedingt nochmals besuchen. Anika hatte jedoch erstmal genug von der Wildnis und Wüste und freut sich auf einige Tage Ruhe und Zivilisation in Johannesburg sowie das kommende Grün in Zanzibar und dem sommerlichen Krüger.
Gruss,
Florian
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Käthi Styger (Samstag, 14 Januar 2017 20:09)
Hallo ihr beiden
Eure Namibia Bilder erinnern uns an unsere - für uns ist Namibia eines der schönsten Läder mit den schönsten Wüsten, den schönsten Campingplätzen und tollen Tiererlebnissen. Aber letzteres überrascht uns etwas: wo sind die vielen Elefanten, Zebras, Giraffen??? Wir mussten uns damals schon fast ein "Fotoverbot" auferlegen, weil wir schon so viele Elefantenbilder hatten. Und die Zebras empfanden wir schon fast als "Bildstörung". Haben die Löwen das Zepter übernommen?
Was mich auch überrascht, sind die vielen Leute bei den Dünen (und früher schon bei den Pinguinen). Aber dazwischen hat's ja noch genügend Platz um Weite und Landschaft zu geniessen. Weiterhin alles Gute. Käthi