Lieblingsberge, goldene Berge und Bergzebras

The Three Rondavels
The Three Rondavels

Nach einer sehr trockenen, staubigen und Sandsturm-geplagten Region um Satara im Krüger NP geht es gemütlich Richtung Blyde Canyon. Eigentlich waren zwei Tage Camping in Sabie vorgesehen, aber aufgrund des Wetterberichts (5-15°C, bewölkt und windig) haben wir uns spontan in eine Lodge eingebucht und zwar in das umVangati House unterhalb des Blyde Canyons. Die zwei gebuchten Campingnächte in Sabie können wir irgendwann in den nächsten Monaten nachholen.

Da wir bereits vor dem Mittag aus dem Krüger draussen sind, drehen wir eine erste Runde auf der Panorama Route und gehen Pancakes essen in Graskop sowie in den Regenwald von God's Window und geniessen die Aussicht. Ebenfalls eine Aussicht zu geniessen gab es in der Lodge - wow, was für eine Lage. Perfekt zum Sundowner angekommen wärmen wir uns an den letzten Sonnenstrahlen, es wird auch hier richtig kalt und wir sind froh um den Wechsel.

 

Tags darauf steht dann unser Blyde Canyon-Highlight, die Three Rondavels auf dem Programm. Ein Abstecher gibt es noch zum Blyde Canyon Dam und dem Besucherzentrum - durchaus interessant und schön, aber nichts im Vergleich zum Viewpoint von oben. Ansonsten geniessen wir unsere Unterkunft und die Aussicht von dort - die Lodge ist wirklich der Hammer. Richtung Golden Gate NP sind es rund 700km, also machen wir uns für einige Fahrstunden parat. Da wir ausgiebig frühstücken und uns danach noch lange mit den Besitzern und Hausherren vom umVangati House unterhalten haben, ist es bereits recht spät bis wir zum Zwischenstopp in Nelspruit sind. Die Strassen sind verkehrsreich und führen durch dicht besiedeltes Gebiet, deshalb ist meist 60-80km/h angesagt. In Nelspruit wird für Camping und Selbstversorgung aufgestockt, ein spätes Mittagessen eingenommen und spontan meine verlorene Sonnenbrille wieder neu gekauft. Das Modell ist tatsächlich in dem Shopping Center zu finden. Dank Anis Verhandlungsgeschick gibt es sogar noch 10% Rabatt. :)

 

Wir entscheiden uns für einen Zwischenstopp im nur noch rund 100km entfernten Forever Resort in Badplaas und sind bei Ankunft erst einmal erstaunt, wie riesig das Resort ist! Kein Wunder haben die trotz Schulferienwoche noch Platz, insgesamt können im ganzen Resort sicher mehrere Tausend Gäste übernachten, auf Campingplätzen, in Zelten, Cottages, Bungalows oder gar einem Hotel. Paintball-Anlage, Golf, Minigolf, mehrere Thermal- und Schwimmbäder, Rutschbahnen, Restaurants, Shops, Coiffeur und sogar einen eigenen "Game Park" ist dem Resort zugehörig. Die überwältigende Mehrheit der Gäste sind Südafrikaner, wobei zwar einige Schwarze und englischsprechende anzutreffen sind, zumeist jedoch Afrikaans zu hören ist. So machen die "Kapholländer" halt Ferien.

Golden Gate NP - Highlands Mountain Retreat

Unsere Berghütte im Golden Gate NP auf über 2000m
Unsere Berghütte im Golden Gate NP auf über 2000m

Nach der Campingnacht geht es früh weiter, zuerst noch durch eine schöne Berglandschaft, danach über grosse, trockene und staubige Flächen. Teilweise ist der Himmel orange-braun gefärbt durch den ganzen aufgewirbelten Staub, es stürmt uns heftig entgegen und mehr als 110km/h macht Heinz nur ungern (=laut windig) mit. Er mag es gemütlich, wir passen uns entsprechend an.

Die darauffolgenden bergigen Abschnitte sind oft nur im 3. oder gar 2. Gang mit 50-60km/h zu bewältigen, so bleibt Zeit die wieder abwechslungsreiche Landschaft aufzunehmen und um für viele andere Autos Platz zu machen. Das geht hier nämlich so: Rechts "anblinken" wenn die Strasse frei ist und der hintere überholen kann, links auf den Standstreifen ausweichen, überholen lassen, der Überholende bedankt sich mit dem Warnblinker und dies quittiert man "Gern geschehen" per kurzer Fernlichthupe (oder für ungeübte Linksfahrer: per Scheibenspülmittel...). 

Heinz vor den beinahe-schweizerischen Bergen
Heinz vor den beinahe-schweizerischen Bergen

Die Sandstein-Felsformationen im Golden Gate NP sind eindrücklich, da teilweise sogar überhängend - wir sind allerdings nicht im Hauptcamp Glen Reenen, sondern holen dort nur den Schlüssel für unsere Hütte ab und danach geht es richtig den Berg hoch. Die Berge sind ebenfalls von der Trockenheit noch geprägt und meist mit gelb-braunem Gras bewachsen - bis auf einige Hänge, auf denen das Gras saftig Grün ist und man sich schon beinahe in den Schweizer Alpen wähnt, man meint auf Distanz sogar Schnee in den weissen Felsflecken zwischen den Weiden zu sehen. Nur die Zebras und diverse Antilopen sorgen für die richtige geographische Einordnung. Unsere Unterkunft ist eine gute ausgestattete Holzhütte, in der es neben Heizdecken und Elektroheizkörper auch einen Kamin gibt. Vor allem letzteres ist bitter notwendig, es windet extrem stark und auf 2300m über Meer kann es im Frühling halt einfach nicht gleich warm sein wie im Krüger. Anika beweist sich als gute Feuermacherin und schafft es trotz sehr schwer brennbarem Holz ein ordentliches Feuer zu entfachen, während ich via Heinz mit den Hüttennachbarn ins Gespräch komme und ein wenig Toastbrot fürs Frühstück geschenkt erhalte (im Shop hatte es keins mehr). Heinz ist allgemein ein sehr beliebter Gesprächseröffner, auch in Südafrika ist die Camperkonstruktion weitgehend unbekannt aber bei einer kurzen Vorstellung erntet man auch von Camping-erfahrenen und selber top ausgestatteten Südafrikanern einige neidische Blicke.

 

Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen ist grandios, der Wind ein wenig abgeflaut und wir machen eine kleine Wanderung im Park und gehen anschliessend nach Clarens, der nächstgelegenen Ortschaft. Im "Stadtzentrum" sehr spezieller Ort mit vielen Galerien, Künstlern und sehr individuellen Geschäften. Eine German Brewery mit Restaurant, der Purple Onion Supermarket mit allerlei Delikatessen-Spezialitäten aus der ganzen Welt, ein Metal-Tattoo-Studio, eine italienische Bäckerei mit Café und die "grösste Teddybärenauswahl von ganz Free State" um mal einige aufzuzählen. Ich fühle mich optisch ein bisschen an Nevada City im Gold Country von Kalifornien erinnert, Anika vergleicht es mit einem Kur- oder Badeort aus dem vorletzten Jahrhundert.

Lammergeier oder auch Bearded Vulture
Lammergeier oder auch Bearded Vulture

Zurück im Nationalpark geht es noch zum Vulture's Restaurant, einem Hide mit Anfütterung um Geier zu beobachten und wissenschaftlich zu begleiten (die meisten Geierarten in Südafrika sind stark bedroht). Während drinnen nicht viel zu sehen ist, erspähen draussen einige Birder mit Monster-Fotoausrüstungen einen Geier und verscheuchen ihn zum Glück genau in meine Richtung, so dass einige richtig gute Bilder gelingen. Ausserdem entdecke ich gerade als ich beim Hide die Sachen zusammenpacke einen Schakal, der am Hide dran vorbeiläuft und den ich darauf draussen aus wenigen Metern beobachten kann. Mittlerweile ist später Nachmittag und durch die Wolken am Himmel entsteht in der Tat "goldenes" Licht dem Namen des Parks nach. Ich schaffe es kaum, diese spezielle Stimmung auf Bildern festzuhalten und schaue fasziniert auch der ganzen vielfältigen Tierwelt zu, nebst vielen Antilopen noch einem wunderschön in der Sonne leuchtenden "Southern Bald Ibis" mit all seinen Farben. Ich bin auch schon ein wenig Birder.

Via Südafrikas grösstem See zum Mountain Zebra Nationalpark

Camping-zNacht ohne Braai, auch das geht
Camping-zNacht ohne Braai, auch das geht

Am Abreisetag aus dem Golden Gate wird es wieder kälter und richtig stürmisch. Auf dem Weg in den Südwesten planen wir wieder einen Zwischenstopp, diesmal am Gariep Dam, Südafrikas grösstem See, der etwa halb so gross wie der Genfersee ist. Beim Rast und Tanken in Bloemfontein machen wir einen kurzen Besuch im Stadtzentrum an der "Water Front", einen See mit Springbrunnen, umgeben von einem Einkaufszentrum, einem Park und einem Stadion. Und dort ist heute die Hölle los, das jährliche Macufe (Mangaung African Cultural)-Festival hat mit diversen Konzerten südafrikanischer und internationaler Stars den Höhepunkt und wir sind aus Versehen mittendrin im Verkehrsgetümmel. Dazu gesellt sich ein orkanartiger Sturm, der aber nur wenige Regentropfen mit viel Staub und düsterer Stimmung bringt. Wir ziehen deshalb relativ rasch weiter und kommen endlich als die Landschaft wieder attraktiver wird auch schon beim Tagesziel an. Wieder ein Forever Resort, dieses mal aber deutlich kleiner und vor allem als Campingplatz konzipiert. Durch die Trockenheit ist der Pegel des Sees etwa zehn Meter tiefer als möglich, was nicht ganz so attraktiv wirkt wie auf den bunten und saftig grünen Werbefotos, für uns aber als Zwischenstopp völlig ausreichend ist. Die Waschräume sind sauber, der Platz günstig (R220, ca. 14€) und man hat eine Grillstelle, Wasser- und Stromanschluss. Erneut fällt Heinz den Campingnachbarn auf und wir sind sofort von einigen englischsprachigen Südafrikaner aus Kapstadt umgeben, die ebenfalls Hiluxe mit Dachzelt fahren, aber nicht ganz so ausgeklügelte Versionen wie unsrige. Nach einem kurzen Plausch über diverse Reiseziele und die Autos werden Karten/Nummern ausgetauscht und wir werden spontan eingeladen, bei Gelegenheit doch mal Mittwochabends in Kapstadt auf einen Segeltörn mitzukommen. Ausserdem finden wir heraus, dass wir tags darauf alle in den Mountain Zebra reisen, dort allerdings eine Hütte nehmen. Wir genehmigen uns noch ein Braai-freies Abendessen und gehen bei weiterhin starkem Wind früh ins Bett, während nebenan noch Geburtstag gefeiert wird.

Eines der mittlerweile wieder über 750 Cape Mountain Zebra im Park
Eines der mittlerweile wieder über 750 Cape Mountain Zebra im Park

Die Reise in den Mountain Zebra Nationalpark ist kurz, wir sind zum Mittag bereits da und gönnen uns einen zMorgen/zMittag bevor wir auf eine erste Tour durch den Park gehen. Der Park ist jüngst um einiges vergrössert worden und hat verschiedene Vegetations- und Landschaftsformen, dazu viele grössere Säugetiere (mit Ausnahme von Elefanten und Giraffen) sowie diverse 4x4-Trails durch den Park. Ich entscheide mich, Heinz (und mich) mal testen zu wollen und versuche die kürzeste aber steilste Route. Zum ersten Mal bin ich froh um den 4x4 und vor allem um das Low Gear, ohne hätte ich keine Chance. Die rund 8km sind in einer knappen Stunde geschafft, die Tour war anstrengend und ich komme zum Schluss, dass wir zwar voll geländetauglich sind, uns diesen "Spass" allerdings nur antun werden, wenn es auf dem Weg zum Ziel notwendig sein wird. Deshalb lassen wir auch die anderen 4x4-Routen aus und entspannen beim Game Viewing auf den normalen Strassen, wo wir die Springboks toll hüpfen sehen, die Cape Mountain Zebra bewundern (einst beinahe ausgestorben) und uns zurück in die Unterkunft machen. Die Hütte ist super ausgestattet, hat ebenfalls einen Kamin der sofort von Anika eingefeuert wird und wir bemerken, dass die Zeltnachbarn vom Gariep Dam auch heute unsere Hausnachbarn sind. Was für ein Zufall! Sie zeigen uns Fotos von ihrer Lesotho-Reise, auf dessen Rückweg sie sich befinden und erzählen schwärmend von Namibia, dem Caprivi, Zambia und natürlich Kapstadt. Weitere Kontaktdaten werden ausgetauscht, persönliche Guides und Favoriten-Orte empfohlen, danach mache ich mich ans Grillieren. Irgendwie habe ich den Dreh mit der Holzglut noch nicht so raus und als die Pasta fertig ist, sind es die eigentlich leckeren Hühnerspiesse noch nicht, später verbrennen sie mir zur Hälfte in der Dunkelheit. Hmpf, das kann ich eigentlich besser. Wenigstens schmeckt die Pasta mit Cheddar und/oder Tomatensauce.

Der Park ist wirklich sehr schön, die Unterkünfte gut und günstig - schade konnten wir nur eine Nacht ergattern, sämtliche Unterkunftsmöglichkeiten (inkl. Camping) sind für die nächsten zwei Tage komplett ausgebucht, also geht es halt nach nur einer Übernachtung weiter in den Süden.

 

Gruess,

Florian

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